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Verdrängen, um zu überleben

■ Der Dokumentarfilm „Geduldet“ berichtet über Flüchtlingsmädchen in Hamburg

Taiba, Sabrina und Medbina sind Flüchtlingsmädchen, die es schafften, Hamburg zu erreichen. Der Film „Geduldet“ erzählt ihre Geschichte mit dem Anliegen, über religiöse, politische und frauenspezifische Verfolgung aufzuklären. Die Sozialpädagogin Isabel Romano Brandt, die den 30minütigen Dokumentarfilm produziert hat, leitet seit 1993 die sogenannte „Erstaufnahmeeinrichtung des Landesbetriebes Erziehung und Berufsbildung“ (LEB) für minderjährige, unbegleitete Flüchtlinge. In einem taz-Gespräch erläutert sie Form und Inhalt des Filmes.

taz: Können Sie kurz den Inhalt von „Geduldet“ skizzieren.

Isabel Romano Brandt: Der Film zeigt erst einmal Bilder aus dem Alltag der Mädchen, bei ihrer alltäglichen Beschäftigung und natürlich Interviews. Hier berichten sie von ihren Wünschen, Ideen und was sie bei der Flucht und in ihrer Heimat erlebt haben. Das Erzählte wird häufig auf die Bildsequenzen gelegt. Darüberhinaus soll ein Einblick in die Arbeit der Erstversorgungseinrichtung vermittelt werden. Dabei zeigt sich der Widerspruch unserer Arbeit: Wir sollen für die Jugendlichen Perspektiven entwickeln, andererseits steht aber schon fest, daß fast alle ihre Asylanträge abgelehnt werden. Somit müssen wir ihren Elan und ihre Hoffnungen von vornherein bremsen.

Der Film behandelt die Geschichte von drei Flüchtlingsmädchen. Warum gerade Mädchen?

Daß es überhaupt Flüchtlingsmädchen gibt, die allein hier sind, wird von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen. Deshalb habe ich drei Mädchen genommen, die aus ganz unterschiedlichen Gründen geflüchtet sind: Die eine aus familiärer Verfolgung und Armut, die beiden anderen wegen Krieg in ihren Heimatländern Afghanistan und Sierra Leone. Letztere war in dem Krieg selbst verwickelt, sie mußte kämpfen. Dennoch war es mir wichtig aufzuzeigen, daß die Mädchen nicht nur aufgrund von Kriegen herkommen.

Was haben die Mädchen bei ihrer Flucht erlebt. Wurden sie mit Gewalt konfrontiert?

Ja, bis hin zur Vergewaltigung. Obwohl zu beobachten war, daß die Mädchen ihre Erlebnisse phasenweise sehr gut verdrängen konnten, was ihnen half, überhaupt ihr Leben anzupacken. Manchmal igelten sie sich tagelang ein. Dann aber, von einem Tag auf den anderen, haben sie sehr viel gemacht und es ging ihnen scheinbar glänzend.

Was waren die Hauptprobleme der Mädchen, wenn sie in ein für sie fremdes Land kommen?

Mädchen, die vom Land kommen, haben beispielsweise Probleme mit dem Tempo, zum Beispiel beim rechtzeitigen Aussteigen aus der U-Bahn. Andererseits leben sich andere hier unheimlich schnell ein und knüpfen sehr schnell zu Landsmännern Bekanntschaften, was allerdings oft zu gefährlichen Abhängigkeiten führt. Das Schlimme ist, daß die Mädchen aus Angst vor Abschiebung Kontakte knüpfen, um illegal hier weiterzuleben. Das drängt sie automatisch in kriminelle Szenen ab, gerade bei Rumäninnen ist das der Fall.

Es wird im Film auch Abschiebung thematisiert?

Ja, in einer Szene sind wir mit einem Mädchen in der Ausländerbehörde gegangen, wo sie dann erfährt, daß sie in den nächsten Tagen abgeschoben wird. Da gibt es auch Tränen, aber ich habe da die Kamera abgeschaltet, denn effektheischende Emotionalität wollte ich vermeiden. Der Film ist intim und emotional genug.

Fragen: Kai Mierow

Informationen über Kauf oder Verleih des Films unter Tel.39 82 62 82 oder 39 34 91

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