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„Adlon – grauenhaft“

■ taz-Serie „Neu in Berlin“ (4): Der bedeutende Sammler Rolf Hoffmann hält die Berliner für nicht gerade offen. Was er mag, ist die Umbruchsituation

Rolf Hoffmann, 65 Jahre alt, lebte lange in Köln, Gründer der Modefirma „Van Laack“, heute Immobilienentwickler. Bedeutender Sammler zeitgenössischer Kunst, der die Objekte in seinen privaten Räumen in den Sophie-Gips-Höfen einmal in der Woche öffentlich zugänglich macht.

1997 sind meine Frau und ich endgültig von Köln nach Berlin gegangen. Vorher haben wir in Berlin zwei Jahre das Konzept Sophie-Gips-Höfe in Mitte entwickelt. Mitte war damals tot. Noch 1994 fuhren abends Unter den Linden nur zwei Autos.

Für die Entwicklung des Konzeptes sind wir in die marode Fabrik gezogen. In dem verrotteten Gebäude haben wir uns einen Raum abgeschlagen, haben drin gehaust, ohne Strom, und uns eine mobile Otto-Versand-Dusche reingestellt sowie einen Klo-Pott.

Meine Frau und ich brauchen authentische Orte. In einem Hotel wie dem Adlon würden wir uns nicht wohl fühlen. Das ist ein Skandal für mich, dass man diesen Bau überhaupt errichtet hat und vor allem wie. Niedrige Geschosshöhen und eine Inneneinrichtung, die allenfalls verzeihbar wäre, wenn sie eine originale Kopie wäre – grauenhaft.

Wir sind nach Berlin gekommen, um in einer Stadt zu leben, die im Umbruch ist. Westberlin hat als subventionierte Enklave nie gestimmt. In Ostberlin bricht alles auf, auch wenn das zu harten Friktionen führt. Das birgt aber auch die Chance des Neuen. Mitte ist noch weitgehend authentisch. Obwohl viele finden, dass es hier schon umkippt. Die gesellschaftliche Veränderung in dem Bezirk ist eine Folge der Wiedervereinigung, aber eine nötige Folge, weil dieses Biotop, wie es im Herzen von Berlin bestand, in einer Weltstadt Berlin nicht weiter bestehen kann.

Die Kunstszene in Berlin ist erstaunlich lebendig geworden, viel lebendiger als erwartet. Ständig öffnen neue Galerien. Und junge Künstler, die früher nach Düsseldorf, dann nach Köln zogen, kommen jetzt nach Berlin. Kunst um sich zu haben ist etwas ganz anderes, als ständig ins Museum zu gehen. Unsere Privaträume mit unserer Sammlung samstags der Öffentlichkeit zugänglich zu machen haben wir zunächst als Experiment betrachtet, da es hierfür kein Vorbild gibt. Es hat sich gezeigt, dass Menschen zeitgenössische Kunst in privaten Räumen viel direkter erfahren können als in einem Museum. In der ersten Zeit unseres Sammelns in den Siebzigern wollten wir die Künstler kennenlernen, bevor wir eine Arbeit kauften. Inzwischen ist es zu anstrengend, mit so vielen Künstlern befreundet zu sein.

Durch meinen Immobilienjob bin ich fast jeden Monat eine Woche in New York. Die Leute sind dort offener als in Berlin. Dort vermischen sich die unterschiedlichsten ethnischen Gruppen. Wir Deutschen dagegen haben Schwierigkeiten, dass hier Türken leben und ein paar Schwarze, die dann auch noch zusammengeschlagen werden. New York hat uns voraus, dass Menschen dort mit unterschiedlichen ethnischen und religiösen Gruppen und sozialen Levels zusammenleben. Deshalb baue ich auch viel lieber in New York als hier. Da habe ich Chinesen und Pakistani und orthodoxe Juden auf der Baustelle, und alle sind anders. Alle haben ihre anderen Feiertage. Und wenn ich auf eine Etage komme, rieche ich schon, hier essen bestimmt die Chinesen zu Mittag. Das finde ich wunderbar. Zugehört hat Annette Rollmann

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