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Restkultur platt machende Auto-Idiotien

betr.: „Urbane Pollutionen“ von Helmut Höge, taz vom 12. 11. 99

[...] Da mich die Verpollerung der Stadtoberfläche ebenfalls sehr beschäftigt, habe ich an Sie die Frage, was denn statt dessen dafür sorgen soll, dass statt der Verpollerung die noch von Autos freien Restflächen in der Stadt nicht nach und nach komplett zugeparkt oder besser gesagt, zugemüllt werden, mit Autos jeglicher Art ...

In der Verpollerung eine wie auch immer geartete Form von faschistoider Stadtmarkierung zu sehen ist zunächst einmal eine Verharmlosung dessen, was das Wort „faschistisch“ bedeutet. Vielleicht meinen Sie ja Bevormundung? Eine Bevormundung, an der ich mehr als einmal als Radfahrer hängengeblieben bin (zwischen Pollern hängende Ketten sind manchmal schwer zu erkennen). Aber diese Form von Bevormundung als doktrinäre Raumbesetzung ist allenfalls nur die hilflose Reaktion auf die viel bevormundendere, dogmatischere, nun wirklich faschistoide Besetzung des (noch) öffentlichen Raumes durch die alle Restkultur platt machende Ideologie des Automobils. Insofern ist die Verpollerung nur ein Symptom dieser automobilen Ideologie und insofern erst faschistoides Merkmal dessen und insofern mögen Sie wohl partiell doch Recht haben in Ihrem Artikel. Jedoch fehlt Ihrem Artikel die Darstellung dieses Zusammenhangs.

Was dem Artikel allerdings auch fehlt, ist bei allem Verständnis für die Faszination des kollektiven und kreativen Chaos auf indischen Straßen die Feststellung, dass indische Großstädte (ich weiß es aus Schilderungen eines Freundes aus Ahmedabad) unter einer extremen Luftverschmutzung durch den motorisierten Dauerstau leiden.

Fazit: Poller sind weder das Problem noch die Lösung des Problems. Martin Kaltwasser

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