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Unterm Strich

Der Theaterregisseur Matthias Langhoff hat in einem Gespräch mit der Zeit seinem Unmut über das deutsche Bühnensystem Luft gemacht: Es sei verkrustet, erzeuge auf hohem Niveau Langeweile und benötige eine radikale Strukturreform. Das deutsche Theater sei heute ein Ort, der so depressiv mache wie die alte DDR. Langhoff weiß, wovon er redet: 1978 hat der Brecht-Schüler die DDR verlassen, heute gilt er als einer der angesehensten Regisseure des französischen Theaters. In der Zeit plädiert er gegen den deutschen Repertoire- und für den En-suite-Betrieb nach französischem oder angelsächsischem Muster. Man solle aufhören, vom Theater wie von Kunstwerken zu reden, und es wieder als einen politischen Ort begreifen, findet Langhoff.

Mit dieser Forderung dürfte der Regisseur wohl offene Türen einrennen, zumal in Berlin. Aber in einem Punkt macht der DDR-Vergleich durchaus Sinn: im deutschen Theater regnet es Auszeichnungen wie früher im Arbeiter- und Bauernstaat. So ist der 35-jährige Nachwuchsautor Heiko Buhr aus Kiel am Mittwoch mit dem erstmals verliehenen Heinz-Dürr-Stückepreis des Deutschen Theaters Berlin ausgezeichnet worden. Den mit 115.000 Mark höchstdotierten Dramatikerpreis bekommt er für sein Stück „Ausstand. Ein Schaustück“, teilten der frühere Bahn-Chef Heinz Dürr und die Jury am Mittwoch in Berlin mit. Buhr ist bisher nur mit Prosaarbeiten und Gedichten in lokalen Literaturzeitschriften hervorgetreten.

Und auch die Schauspielerinnen Caroline Ebner und Susanne Wolff werden ausgezeichnet. Sie erhalten am kommenden Sonntag den Boy-Gobert-Preis für schauspielerischen Nachwuchs, überreicht durch die Hamburger Körber-Stiftung. Der Preis wird zum 18. Mal verliehen und ist nach dem verstorbenen Intendanten des Thalia Theaters benannt.

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