: Jean-Paul Sartre und die Notbremse
■ St. Pauli siegt und ärgert sich, dass jetzt ein Heimspiel ansteht
Das Hannoveraner Fanzine „Notbremse“ gehört zu den besten im Lande. Daran ändert auch die missglückte Prognose der Freitag-Ausgabe nichts: „Drei Punkte sind heute sicher.
Vor dem Anpfiff hätte wohl auch das Gros der 1.500 St. Pauli-Fans nichts anderes behauptet. Dass es dennoch anders kam, lag an einer ordentlichen kämpferischen Leistung. Und daran, dass St. Pauli nicht zum ersten Mal auswärts souveräner auftrat als am heimischen Millerntor. Wann sieht man dort schon einmal, dass ein Offensivspieler so mutig steil geschickt wird wie Markus Lotter von Ivan Klasnic. Lotter überwand Keeper Jörg Sievers mit einer fast schon unverschämten Coolness nach gerade einmal 33 Sekunden.
Nach dem Ausgleich durch den Ex-HSVer Daniel Stendel in der neunten Minute trotzte die von Thomas Puschmann gut organisierte Abwehr dem Hannoveraner Ansturm. Trotz der Überlegenheit der Niedersachsen konnte man sich nicht des Eindrucks erwehren, dass die Braun-Weißen Wille und Wege haben könnten zu gewinnen. Das lag nicht zuletzt an Andrej Polunin, der so ziemlich jeden Hamburger Konter einleitete. Ein solcher führte in der 79. Minute dann auch zum 1:2-Endstand durch Marcus Marin. Hannover hatte verloren, was den weniger hellen als gefrusteten Teil ihrer Fans dazu veranlasste, den albanischen Mittelfeldmann Altin Lala mit sensationellen Erkenntnissen zu behelligen: „Wir sind Deutsche und du nicht.“
Am kommenden Sonntag tritt der Karlsruher SC am Millerntor an. Fraglich bleibt, ob dann endlich der erste Heimsieg der Saison eingefahren werden kann, denn die auswärts durchaus konterstarken St. Paulianer sind unfähig, ein Spiel zu gestalten. Ob sich der KSC wohl zu so etwas hinreissen läßt? Glaubt man dem in der „Notbremse“ zitierten Jean-Paul Sartre, besteht Grund zu existenzialistischer Skepsis: „Bei einem Fußballspiel verkompliziert sich allerdings alles durch die Anwesenheit der gegnerischen Mannschaft.“ ruf
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