piwik no script img

Kein Viagra für den Schlaffi

■ Der Euro ist mit rund 1,01 Dollar schwächer denn je. Widersprüchliche Kommentare bei der Europäischen Zentralbank

Frankfurt am Main (rtr) – Die europäische Gemeinschaftswährung Euro ist gestern im Vergleich zum Dollar auf ein neues Rekordtief von rund 1,01 Dollar gesunken. Innerhalb dieser Woche verlor der Euro damit mehr als 4 Prozent an Wert.

Händler in Tokio stellten lapidar fest, der Euro habe im Moment offenbar nur noch wenige Freunde, selbst innerhalb der Europäischen Zentralbank (EZB). Sie kritisierten in diesem Zusammenhang, dass die Äußerungen mancher EZB-Vertreter einander widersprächen und verwiesen sie auf ein Gespräch von EZB-Chef Wim Duisenberg in der Financial Times. Das Blatt zitierte Duisenbergs Aussage, er mache sich bei weiteren Euro-Verlusten Sorgen um das Image der Gemeinschaftswährung in der Öffentlichkeit.

Auch andere Kommentare von Mitgliedern der EZB in dieser Woche haben sich wohl negativ auf den Euro-Kurs ausgewirkt. So hatte EZB-Ratsmitglied Eugenio Domingo Solans am Donnerstag gesagt, die EZB werde nicht zu Gunsten des Euro intervenieren und den Kurs nicht durch Stützkäufe stärken. Ottmar Issing, ebenfalls Mitglied im EZB-Rat, hatte dagegen erklärt, man solle im Vorfeld nicht über Interventionen sprechen.

Händler an der Frankfurter Börse vermuten, dass sich auch die Intervention der Bundesregierung beim Baukonzern Holzmann negativ auf das Image des Finanzplatzes Deutschland ausgewirkt habe. „Es ist falsch, Geld in ein Fass ohne Boden zu pumpen“, sagte ein Händler. Auch kritische Kommentare von Regierungsseite zum feindlichen Übernahmeversuch von Mannesmann durch Vodafone hätten zu Vertrauensverlusten in die Geld- und Wirtschaftspolitik geführt, hieß es in Frankfurt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen