: Atomarer Aktionismus
■ HEW wollen Brennelemente in AKWs Krümmel und Brunsbüttel zwischenlagern
In den Atomkraftwerken Krümmel und Brunsbüttel sollen abgebrannte Brennelemente künftig in werkseigenen Zwischenlagern deponiert werden. Beim Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) wurden dafür am 30. November die erforderlichen Genehmigungen beantragt, gaben die Hamburgischen Electricitäts-Werke (HEW) gestern bekannt. Die HEW sind an Brunsbüttel zu 66,7 Prozent und an Krümmel zu 50 Prozent beteiligt; Mitgesellschafter ist jeweils der Hannoveraner Energiemulti PreussenElektra.
Das sei ein erster Schritt für den Ausstieg aus der Wiederaufarbeitung und der Einstieg in die Endlagerung, meint HEW-Sprecher Johannes Altmeppen. Mit einem Baubeginn sei in etwa drei Jahren zu rechnen. Das atomrechtlich zuständige Energieministerium in Kiel und die betroffenen Gemeinden seien von dem Antrag in Kenntnis gesetzt worden.
Energieminister Claus Möller (SPD) nannte den Antrag der HEW für ein Zwischenlager Krümmel „unüberlegten Aktionismus“. Der Atommeiler habe zur Zeit noch Platz im kraftwerkseigenen Abklingbecken. Brunsbüttel hingegen war von Möller selbst im Februar als zentrales Zwischenlager für Schleswig-Holstein vorgeschlagen worden.
Durch Zwischenlager, die „ausschließlich“ für die Lagerung kraftwerkseigener Brennstäbe vorgesehen seien, könnte die Zahl der Brennelemente-Transporte zumindest verringert werden, meinen hingegen die HEW. Bereits nach der Atomrechtsnovellierung von 1994 waren die Verträge des AKW Krümmel mit der britischen Wiederaufarbeitungsanlage Sellafield gekündigt worden. Bis zur Fertigstellung eines Endlagers für Brennstäbe sollen diese nun vor Ort bleiben und nicht mehr in die Zwischenlager Gorleben oder Ahaus transportiert werden.
Der Regenbogen-Abgeordnete Lutz Jobs kündigte gestern „Widerstand gegen diese neuen Atomanlagen“ an. Es handle sich um eine „Überlebenshilfe für eine unverantwortliche Technologie“. Zunächst, so Jobs, müsse „der Atomausstieg in einem überschaubaren Zeitraum“ geklärt sein. Erst dann könne darüber diskutiert werden, wie und wo die abgebrannten Brennelemente zu lagern seien.
Sven-Michael Veit
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