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Betr.: Asylrecht für Lesben und Schwule - Aktion der Lesbengruppe "Lesbian Avengers"

Sechs Uhr abends an der Gedächtniskirche. Auf den Stufen vor dem Glockenturm ein seltsames Schauspiel. Eine junge Frau robbt durch einen Plastiktunnel, auf dem in fetten Lettern „Asylgesetz“ steht. Am Ende der Prozedur angekommen, muß sie sich bis aufs Hemd ausziehen, dann wird ihr ein Sack übergezogen, mit der Aufschrift „Reversibel lesbisch“.

Was auf den ersten Blick so aussieht wie gutes altes Straßentheater, ist eine Aktion der „Lesbian Avengers“, einer Gruppe von insgesamt zwanzig bis dreißig jungen Lesben, mit der sie die Einführung eines Asylrechtes für Lesben und Schwule und die Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaften bezüglich des Ausländerrechtes, das heißt das Aufenthaltsrecht für nichtdeutsche PartnerInnen fordern. Die Aktion vom Mittwoch, kurz zuvor schon vor dem Portal des Bundesverwaltungsgerichts in Charlottenburg abgehalten, ist bereits ihr sechster und bislang politischster öffentlicher Auftritt.

Im Dezember 1994 gegründet, war ihre erste Aktivität ein Kiss-in auf dem Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz. Es folgten verschiedene Sichtbarkeits-Aktionen, unter anderem die Feier des Valentintags als „Fest der Lesbischen Liebe“ in der Fußgängerzone Wilmersdorfer Straße und kürzlich eine Verhüllungs- und Enthüllungsaktion am Reichstag, bei der sich die lesbischen Rächerinnen mit homophoben Klischees wie „frustriert“, „pervers“ et cetera etikettiert hatten.

Ziel der „Lesbian Avengers“, die als Idee bereits in den USA Furore machten, ist lesbische Öffentlichkeitsarbeit, wobei die kleine zündelnde Bombe, die sie als Symbol benutzen, weniger wörtlich zu verstehen ist als für die provozierende „Sprengkraft“ öffentlicher Präsenz und spontaner Aktion stehen soll. Gudrun Holz

Foto: Rolf Zöllner

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