Ein Schwall heftigst bewegter Luft

■ Ein Artikel, in dem versucht wird, auf den Ausdruck „Sturmtief Anatol“ zu verzichten

Eigentlich hatte Thomas Gravesen den Ball bereits zweimal verloren, ehe er flankte: Zunächst als er bei seinem Lauf über die linke Spielfeldseite sich den Ball ein wenig zu weit vorlegte und das Spielgerät ins Seitenaus zu rollen drohte. Doch ein unvorhergesehenes meteorologisches Ereignis trieb die Kugel zurück ins Spiel. Zum zweiten als sein Gegenspieler, eigentlich schneller als der Däne, den Ball schon erreicht hatte, bevor der Blonde mit dem schütteren Haar ihn sich wieder erlaufen konnte.

Dennoch kam die präzise mit dem linken Innenrist geschlagene Flanke scharf und mit viel Spin in den Strafraum geflogen. Frankfurts Abwehrspieler Torsten Kracht und sein Torhüter Oka Nikolov trauten sich gegenseitig zu, den Ball abwehren zu können und griffen beide nicht ein. Der hinter den beiden lauernde Nutznießer Anthony Yeboah musste nur noch sein Bein ausstrecken, um das 1:0 für den Hamburger SV, gegen Eintracht Frankfurt und damit den Endstand zu erzielen. Den beiden Hessen sei aber zugute gehalten, dass ein Schwall heftigst bewegter Luft die Flugbahn des Balles unkontrollierbar beeinflusste.

Die Witterungsbedingungen sorgten denn auch für mehr Gesprächsstoff als das eher trübe Gekicke. Ob das Spiel überhaupt hätte angepfiffen werden dürfen, wurde von allen Seiten angezweifelt. Immerhin wurde Schiedsrichter Bernhard Zerr für seine Entscheidung nicht kritisiert: „Unter den gültigen Bestimmungen hat er richtig entschieden“, zeigte Vorstand Werner Hackmann Verständnis, „man sollte aber beim DFB darüber nachdenken, ob die Regularien nicht geändert werden sollten.“

Immerhin mussten sich die Trainer und Ersatzspieler mit ihren Kollegen auf dem Rasen und den Zuschauern solidarisieren. Das Sturmtief Anatol Der Einfluss höherer Mächte hatte die Plexiglas-Dächer über den Bänken am Spielfeldrand bereits nachmittags über den Platz geweht. Somit sind wenigstens alle nass geworden.

Eberhard Spohd

HSV: Butt, Hoogma, Gravesen, Hertzsch, Grammozis, Kovac, Cardoso, Hollerbach (ab 69. Doll), Mahdavikia, Yeboah (ab 90. Hashemian), Präger (ab 80. Simunic)

Frankfurt: Nikolov, Janßen, Schur, Kracht, Kutschera, Falk (ab 79. Falk), Guie-Mien, Rasiejewski, Gebhardt (ab 46. Heldt), Salou, Fjörtoft (ab 63. Yang)

SR: Zerr (Ottersweier) – Z.: 26.500

Tor: 1:0 Yeboah (77.)