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Ausweg aussetzen

■ „Projekt Findelbaby“ will das Leben unerwünschter Kinder retten

Eine Frau gebärt ein Kind, das sie nicht haben will. Vielleicht, weil sie drogenabhängig ist und keine Chance sieht, für ihr Kind zu sorgen. Vielleicht, weil das Baby bei einer Vergewaltigung gezeugt wurde, oder weil sie in einem gewalttätigen Umfeld lebt. Die Frau ist in einer akuten Notsituation und hat niemanden, mit dem sie reden kann, hält ihre Situation für vollkommen ausweglos. Sie setzt das Baby aus.

Nach Angaben des Jugendhilfeträgers SterniPark wurden in Deutschland im vergangenen Jahr 40 Babys ausgesetzt, 20 davon starben. In Hamburg waren es vier. Zwei davon starben, das letzte erst vor einer Woche. „Die Dunkelziffer ist vermutlich höher“, sagt Uli Gierse von SterniPark.

Damit nicht noch mehr Babys sterben, hat der Träger jetzt das „Projekt Findelbaby“ gestartet. Seit gestern gibt es die Notrufnummer 0800 4560789, die rund um die Uhr besetzt ist. Hier kann die Frau anrufen, ihr Kind wird sofort abgeholt. SterniPark kümmert sich um das Kind und gibt es in eine Pflegefamilie. Hier bleibt es bis zu acht Wochen – so lange kann sich die Mutter entscheiden, ob sie das Kind zurückhaben oder zur Adoption freigeben will. Denn acht Wochen darf ein Kind ohne behördliche Genehmigung in einer Pflegefamilie leben. „Außerdem braucht das Baby möglichst schnell feste Bezugspersonen“, weiß SterniPark-Geschäftsführer Jürgen Moysich.

Das Projekt soll bestehende Angebote ergänzen und akzeptiert dabei den Wunsch der Frauen nach Anonymität. Egal, ob die Mutter ihr Kind abgeben will, ob sie Beratung sucht, ob sie alleine oder mit ihrem Kind für einige Wochen in eine der Einrichtungen von Sterni-Park geht, um sich auszuruhen und nachzudenken, sie muss weder Namen noch Gründe preisgeben.

Ab Ende Januar sollen darüber hinaus in zwei Hamburger SterniPark-Einrichtungen Wärmebetten bereitstehen. Auch hier können Frauen ihr Baby anonym abgeben, es wird medizinisch und pflegerisch betreut. Das Amt für Jugend und SterniPark finanzieren das Projekt, am Notruftelefon arbeiten Ehrenamtliche. Der Rest muss über Spenden finanziert werden: Konto 1268/111729 bei der Hamburger Sparkasse, BLZ 20050550. san

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