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Stammzellen waren der Hit 1999

Washington (dpa) – Die Arbeit mit Stammzellen hat die Menschheit nach Einschätzung des Wissenschaftsmagazins Sience 1999 so weit vorangetrieben wie kein anderes Gebiet der Forschung. Experten sehen in Stammzellen das Rohmaterial für eine Vielfalt neuer Gewebe: Organe, Muskeln, Knochen, Knorpel und sogar Nervenbahnen. Das Wochenmagazin der American Association for the Advancement of Sciences (AAAS), dem größten Wissenschaftsverband der Welt, feiert die Stammzellenforschung deshalb als „Durchbruch des Jahres“ 1999. Es dürfte in absehbarer Zeit möglich werden, Krankheiten des Menschen auf eine Weise zu heilen, die bisher unvorstellbar erschien, verspricht das Magazin. Forscher glauben, Patienten einmal ein neues Herz oder eine Ersatzleber maßgeschneidert aus den eigenen Stammzellen liefern zu können. So könnten Injektionen mit Stammzellen in das Rückgrat in einigen Jahren auch Querschnittsgelähmten aus dem Rollstuhl helfen.

An die zweite Stelle der diesjährigen Wissenschaft-Hits platzierten die Experten die Genforschung. Bei der Suche nach den genetischen Bauplänen von Lebewesen war es 1999 gelungen, Blaupausen verschiedener Erreger, darunter auch des Malaria-Parasiten, zu erstellen. Nachdem vor wenigen Wochen das erste menschliche Chromosom sequenziert wurde, hoffen Genomforscher, bis März 2000 eine erste grobe Skizze vom gesamten Erbgut des Menschen vorlegen zu können.

Für das Jahr 2000 setzt Science auf einen Durchbruch in der Alzheimer-Forschung. Zum Zug könnten auch langjährige Projekte der Flussrestaurierung kommen, die Röntgen-Astronomie sowie die Entwicklung der Nanocomputer. Zudem sollte es gelingen, die Kinderlähmung (Polio) endgültig auszulöschen.

Als größten Reinfall von Wissenschaftlern im ausklingenden Jahr nennt das Magazin den Verlust des Mars Climate Orbiters durch die Kalkulation mit englischen Maßeinheiten statt dem metrischen System. Die Entscheidung des US-Staates Kansas, die Evolution aus den Lehrplänen der staatlichen Schulen zu streichen und zur christlichen Schöpfungsgeschichte zurückzukehren, muss als größter „Rückschritt des Jahres“ herhalten.

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