: Versicherungspartner Gewerkschaft
betr.: „Aktion gegen Lebensversicherungen“, taz vom 17. 12. 99
Traurigerweise sind selbst DGB-Gewerkschaften heutzutage schon so weit, dass ihnen zufriedene Vertragspartner und zum Beispiel deren vermittelte Versicherungsprodukte wichtiger sind als ihre Gewerkschaftsmitglieder: So ließ noch Mitte November die GdP-Bezirksgruppe West (GdP-Bezirk BGS) ihre Mitglieder wissen, dass die Besteuerung der Lebensversicherungen ab Januar 2000 beschlossene Sache sei und wer noch ohne, schnell abschließen solle.
Der ÖTV-Bundesvorstand legt in Sachen Rentenmisere auch lieber die Hände in den Schoß und empfiehlt den Mitgliedern, eine Rentenversicherung beim Vertragspartner abzuschließen.
Im VW-Werk Baunatal wurden Auszubildende erst mit „mehr oder weniger sanftem Druck“ genötigt der IGM beizutreten. Anschließend wurden ihre Daten an ein der Gewerkschaft nahe stehendes Versicherungsunternehmen weitergegeben. Besonders skandalös ist hierbei, dass die vermittelten Wege-Unfallversicherungen schon längst über die Berufsgenossenschaft abgedeckt und somit völlig sinnlos sind.
Vertragsabschlüsse und damit verbundene Provisionen für Gewerkschaftsfunktionäre und -vorstände sind wichtiger als faire Vertragsabschlüsse. Zum Beispiel hat keine Gewerkschaftsspitze ihre Mitglieder darüber informiert, durch welchen vertraglich formulierten Zusatz sie ihre Versicherungsverträge gegen den späteren Vorwurf einer „Verletzung der vorvertraglichen Anzeigepflicht“ „wasserdicht“ machen können. Dieser Satz lautet: „Die hier gemachten Gesundheitsangaben habe ich nach meinen laienhaften Kenntnissen gemacht. Mir ist nicht bekannt, ob sie vollständig sind. Bitte fragen sie bei (Name des behandelnden Mediziners oder Hausarztes) nach, der genauestens über meinen Gesundheitszustand informiert ist.“
Thomas Brunst, Vorstandsmitglied der Bundesarbeitsgemeinschaft Kritischer PolizistInnen (Hamburger Signal) e. V., Kassel
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