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Gute Ski sind wie Flügel am Flugzeug

Martin Schmitt gewinnt vor Andreas Goldberger das erste Springen der Vierschanzentournee, Sven Hannawald wird Vierter

Oberstdorf (dpa/taz) – Schon der erste Durchgang beim Auftaktspringen der Vierschanzentournee in Oberstdorf zeigte, dass Sven Hannawald offenbar gut daran getan hat, rechtzeitig den Ski zu wechseln. Nach enttäuschenden Resultaten zu Saisonbeginn flog der WM-Zweite gestern zunächst auf Rang sechs, am Ende sogar auf Platz vier. Mit 118,5 m gelang ihm der zweitweiteste Satz des Tages, der größte Sprung war einmal mehr Weltmeister Martin Schmitt vorbehalten. Der 21-Jährige landete im entscheidenden Durchgang bei 121 Metern und gewann vor den Österreichern Goldberger und Widhölzl wie im Vorjahr den Tourneeauftakt. Der zunächst führende Japaner Masahiko Harada fiel auf Rang fünf zurück.

„Der sensibelste Teil der Symbiose Mensch und Material ist der Ski“, sagt Bundestrainer Reinhard Heß. Deshalb war er auch nicht überrascht, als Hannawald, Christof Duffner und Ronny Hornschuh ungewöhnlicherweise mitten im Winter die Marke wechselten. „Das Trio war mit den Anfahrtsgeschwindigkeiten und generell mit dem Ski nicht mehr zufrieden“, erklärte der Bundestrainer. Als die drei bei Tests in Ramsau und St. Moritz wieder technisch gute und weite Sprünge hinlegten, befand Heß: „Der neue Ski ist ein kleines Wunderwerk.“

„Wir haben uns über das Interesse der Deutschen gefreut, auch wenn dies für uns, fünf Minuten vor der Tournee, schon ein Problem war. Aber die Deutschen haben gemerkt, dass Andreas Goldberger mit unserem Ski wieder in der Weltspitze dabei ist“, sagt Gerhard Thaller. Dem Sportchef der Firma Fischer ist aber auch klar, dass in „nächster Zeit ganz oben auf dem Podest weiter ein anderer“ stehen wird: Schmitt.

Der springt für den Konkurrenten Rossignol, dessen Chefkonstrukteur Pierre Heinrich vom „Wunderski“ nichts wissen möchte. Aber auch er weist darauf hin, dass das Verhältnis zwischen Springer und Ski passen muss. „Ein Athlet ohne den richtigen Ski ist wie ein Flugzeug ohne Flügel. Der Ski macht wohl 30 Prozent, der Springer 70 Prozent an der Leistung aus“, meint Heinrich. Stolz verweist er darauf, dass Schmitt seit seinem Wechsel zu Rossignol im Sommer 1998 permanent in der Weltspitze mitfliegt. Dies wiederum will Thaller nicht dem Ski zuschreiben: „Es gibt keinen Wunderski. Das Wunder ist Martin Schmitt selbst.“

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