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Zur Erwärmung bei Erkältung
Sommers, wenn die Sonnenstrahlenunsre Stadt mit Licht bemalen,wenn im Laub von Eiche, Lindeund noch vielen andren Bäumen,die, weil noch nicht totgesalzen,unsre weiten Straßen säumen,wohligsanfte Fächelwindein den Ästen fangenspielen,wenn des Denkens Schweißesperlentalwärts auf die Nase zielenund die Augen von der Arbeitin den blauen Himmel schielen,endlich, sagen da die Leut’,endlich, endlich Urlaubszeit!
Winters, wenn die Sonnenstrahlensich am Weltenende aalenund die Blätter von den Bäumennicht mal mehr den Rinnstein säumen,sagen Viren und Bakterien:Leute, jetzt sind unsre Ferien!Und in Nasen, Hälse, Lungenvon den alten wie den jungenMenschen machen Streptokokken,Pneumo- und Staphylokokkensich auf ihre Wandersocken,schwärmen aus als Urlaubsgästebis in letzte Lungenäste,leben dort in Saus und Braus,beim Wirtstier ist die Luft bald raus.
Keine Angst: nach wen’gen TagenSchnupfen, Husten, Schwächeklagenkommt bei Alten wie bei Jungenfrischer Wind in müde Lungen,und des Lebens Wundersäftewecken neue Schaffenskräfte,schmeißen Viren und Bazillenraus aus ihren Ferienvillen,und der Mensch ruft freudig aus:Ich bin wieder Herr im Haus!
Rainer Schneewolf
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