Unterm Strich:
Der Bauingenieur Fritz Leonhardt ist tot. Er starb bereits am vergangenen Donnerstag im Alter von 90 Jahren in Stuttgart. Bekannt wurde Leonhardt als „Baupionier“, vor allem durch die Entwicklung und den Umgang mit Spannbeton. Seine Aufmerksamkeit für das Design von Nutzbauten machten ihn außerdem zum Ästheten unter den Bauingenieuren. Leonhardts 217 Meter hoher Stuttgarter Fernsehturm war nach seiner Fertigstellung 1954 das elfthöchste Bauwerk der Welt.
Biografisch verzahnen sich Leonhardts Talente allerdings gut mit der Mobilmachung des Dritten Reichs. So hatte der gebürtige Stuttgarter als Konstrukteur früh am Bau der Reichsautobahnen mitgearbeitet. Im Berliner Reichsverkehrsministerium lernte er den Brückenbauer und Architekten des Stuttgarter Hauptbahnhofs, Paul Bonatz, kennen. Leonhardt entwarf 1938 die damals größte Hängebrücke Europas, die Autobahnbrücke Köln-Rodenkirchen. In der Nachkriegszeit baute er dann zahlreiche zerstörte Rheinbrücken wieder auf. Kühne Beton- und Stahlkonstruktionen prägten Leonhardts Arbeit ebenso wie Entwürfe mit Schrägkabeln.
Den größten Ruhm brachte dem Architektensohn die Konstruktion des Stuttgarter Fernsehturms ein. In den Anfängen des TV-Zeitalters löste Leonhardts Betonkonstruktion eine regelrechte Turmbau-Welle in aller Welt aus. Auch das Drahtseilnetz für das Dach des Münchner Olympiastadions und die schlanke Balkenbrücke für die Weltausstellung 1992 in Sevilla zählen zu den bautechnischen Innovationen des schwäbischen Ingenieurs.
In der Türkei pfeifen es schon die Spatzen von den Dächern, jetzt meldet es die Plattenfirma des Musikers: der türkische Teenie-Star Tarkan tritt nun doch seinen Militärdienst an. In Malatya wird er einen einmonatigen Grundwehrdienst absolvieren.
Der Sänger war Mitte der Neunzigerjahre zum populärsten Pop-Idol des Landes aufgestiegen, vor dem Rummel um seine Person hatte er sich nach New York geflüchtet. Als erstem türkischen Sänger gelangen ihm jüngst Hit-Erfolge auch in Frankreich und Deutschland. Weit entfernt vom Zugriff der Behörden, ignorierte er derweil die Einberufung zum Wehrdienst in der Türkei. Gegenüber deutschen Medien erklärte er sich zum Militärgegner (etwa in der taz, 27. 3. 99). Doch um überhaupt wieder in die Türkei einreisen zu dürfen, hat er sich nun offenbar mit den Behörden geeinigt. Wie viele Auslandstürken hat er sich wohl vom vollen Wehrdienst freigekauft und muss nun nur eine Restzeit verbummeln – vielleicht darf er ja Kartoffeln schälen, statt Schießübungen zu machen. Einen Tag bevor er in die Kaserne einrückt, wird er in Istanbul am 14. Januar ein Benefiz-Konzert zugunsten der Erdbebenopfer geben – das erste Konzert seit seiner Karriere in Europa.
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