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■ „Ich gehe da hin. Ich bin kein ängstlicher Typ, und vor dem Staps fürchte ich mich schon gar nicht“
Das Verbot der Demo vom vergangenen Wochenende war sinnlos. Wenn jemand wirklich was dagegen vorhat, dann kann er das an diesem Wochenende genauso tun. Wenn ein Einzelner 100.000 Leute bedroht, kann man dagegen sowieso nichts tun. Jeder, der zu einer Demo geht, weiß, worauf er sich einlässt. Jeder haftet für sich selbst. Wenn ich keine gebrochene Schulter hätte, wäre ich hingegangen.
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Ich gehe da morgen hin. Ich bin kein ängstlicher Typ, und vor dem Staps fürchte ich mich schon gar nicht. Wenn die Polizei nicht in der Lage ist, innerhalb von drei Monaten einen Brandstifter zu fassen, dann ist sie unfähig. Die Polizei muss unser Grundrecht absichern und die Sicherheit gewährleisten.
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Bei der Demonstration werde ich mich auch nicht bedrohter fühlen als sonst. Ich fand es ziemlich schwach, dass es von der PDS keinen Protest gegen das Verbot der ersten Demo gegeben hat. Sicherheitsbedenken kann man ja in Zukunft immer als Grund für ein Demoverbot angeben. Ich kann mir gut vorstellen, dass das ab jetzt öfter passiert. Es hat ja jeder gesehen, wie einfach das ist.
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Wenn die Bedrohung so groß ist, dass die Polizei den Schutz einer Demo nicht gewährleisten kann, ist es gerechtfertigt, sie zu verbieten. Allerdings kann ich mir vorstellen, dass die Bedrohung etwas an den Haaren herbeigezogen war. Der Staps ist doch ein Einzeltäter, seine Identität ist bekannt. Gegen den vorzugehen kann doch nicht so schwierig sein. Ich muss leider arbeiten. Sonst würde ich mitgehen.
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Ich habe Luxemburg und Liebknecht zu DDR-Zeiten ausreichend geehrt. Sie sollen weiter geehrt werden, aber ich will ausschlafen. Ich werde das Gefühl nicht los, dass denen das Verbot Spaß gemacht hat. Sie hätten die Demo so gut es geht schützen müssen. Das Recht auf Demonstration kommt zuerst, das geht über Sicherheitsbedenken. Das Kanzlerfest hätten sie nicht abgesagt. Umfrage: Frauke Niemeyer
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