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„Aber nur, wenn du auch wirklich willst“

Ganz locker: Ashtray Boy, die freundlichen Popmusiker von nebenan, spielen im Bastard

Wären Ashtray Boy keine Band, sondern eine Zeitmaschine, dann wären sie ein kleiner, unscheinbarer Kasten mit einer schüchtern formulierten Bedienungsanleitung: „Drücke einen Knopf, aber nur, wenn du auch wirklich willst, und wir entführen dich in unsere kleine, geheimnisvolle Indie-Welt, die du Anfang der Neunziger so geliebt hast.“

Man würde den Knopf drücken, in die vergangene Welt hineinstolpern und erst mal gar nicht kapieren, was los ist. Wo soll sie denn sein, die kleine, feine Indie-Welt? Überall sieht man nur langmähnige Grunge-Rocker mit Breitbein-Posen, langen Mähnen und zerfetzten Jeans, die sehr professionell ihr Leid zur Schau tragen. Man muss schon ganz genau hinschauen, um zwischen dem Trubel etwas Unaufgeregtheit zu entdecken. Denn ganz klein sind sie, die Bands, nach denen man sucht. Ein paar der Nettesten dieser Spezies findet man dann in Neuseeland und Chicago. Chills oder King Kong heißen sie oder auch Ashtray Boy.

All diese Bands haben ein Geheimnis. Sie haben etwas an sich, dessen Reiz man nur schwer erklären kann. Sie sind weder besonders experimentierfreudig noch außergewöhnlich innovativ, und bei MTV auftreten wollen sie schon gleich gar nicht. Sie machen alle einfach bloß Pop, schnörkellosen, entspannten, etwas spröden Pop. Doch genau dafür liebt man sie. Dafür, dass sie wie kaum eine andere Band das Modell „Dein Nachbar, der Popmusiker“ verkörpern. Dafür, dass sie auf Konzerten nicht versuchen, wild mit den Augen zu rollen, und dafür, dass sie sich nicht den Ziegenbart zupfen. In diesen Bands würde niemals jemand einen Ziegenbart tragen. Band-T-Shirts dafür schon. Am liebsten von Helden wie Beat Happening, Unrest oder den Go-Betweens.

Zum guten Ton gehört es bei diesen Pop-Projekten auch, entweder eine Frau am Bass zu haben oder als Sängerin. Das soll den Anti-Machismus betonen. Und bei der ersten Platte von Ashtray Boy ist doch tatsächlich die noch unbekannte Liz Phair zu hören.

Eigentlich gibt es zwei Ashtray Boys, eine Sydney-Ausgabe und eine Chicago-Ausgabe. Nur der Kopf der Band, Randall Lee, bleibt in beiden Städten derselbe, der Rest der Band wird jeweils ausgewechselt. Welche Ausgabe nun auf Tour ist, ist zumeist egal.

Irgendwann haben wir dann auch wieder den Knopf gefunden, der uns in die Jetztzeit befördert, und ganz erstaunt reiben wir uns die Augen: Ashtray Boy gibt es noch immer. Allein diese Tatsache ist es, die zählt, und keine Personalfragen oder Hipnessdiskussionen. Und jetzt ein Tusch.

Andreas Hartmann

Heute, 22 Uhr, Bastard, Kastanienallee 7 – 9

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