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Ganz harmonisch: Herbert Wehner
Sanfte Töne war das Land nicht von ihm gewohnt, dem alten Zuchtmeister, dem wütenden Sozialdemokraten, der seine politischen Gegner mit beißendem Spott beschimpfte und verhöhnte: Herbert Wehner, der vor zehn Jahren im Alter von 83 Jahren gestorben war. Nur wenn er mit seiner Frau Greta allein war, holte er seine Hohner-Mundharmonika aus der Blechschachtel und spielte, schön und weich. Greta sang dazu.
Gestern gedachte die SPD in Dresden ihres langjährigen Fraktionschefs. „Wehner war ein leidenschaftlicher gesamtdeutscher Politiker“, sagte Peter Struck bei der Gedenkveranstaltung über seinen großen Vorgänger. Solch fantasielose Worte wären Wehner selbst wohl nie über die Lippen gekommen! Einer der „größten Politiker der demokratischen Linken im vergangenen Jahrhundert“ sei er gewesen, meinte Struck über den Mann, dessen politisches Leben unter Bakunin, Thälmann und Stalin begann und neben Willy Brandt und Helmut Schmidt endete.
Foto: J.H. Darchinger
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