: Taktlos und undiplomatisch
betr.: „Diepgen will sich nicht mahnen lassen“, taz vom 14. 1. 00
Was ist da nach dem Zweiten Weltkrieg nur für eine Poltikergeneration in Deutschland herangereift? Scheinbar nur noch unbelehrbare, korrupte und machtbessene Volksvertreter können wir im Bundestag und in den Länderparlamenten erleben. Selbst im Umgang mit dem düstersten Kapitel der deutschen Geschichte, der NS-Vergangenheit, verhalten sich viele Politiker äußerst taktlos und undiplomatisch. Anders ist auch die jüngste Entscheidung des Regierenden Bürgermeisters Diepgen nicht zu werten, der nun an der Veranstaltung zum symbolischen Baubeginn des Holocaust-Mahnmals am 27. 1. 2000 nicht teilnehmen will.
Eigentlich ist es schon peinlich genug, dass das Holocaust-Mahnmal nicht schon längst gebaut wurde. Nur dem Durchsetzungswillen und der politischen Standfestigkeit einer Frau wie Lea Rosh ist es letztendlich zu danken, dass die Pläne für das Mahnmal nicht in der Versenkung verschwunden sind. Viele konservative Politiker hätten das sicherlich begrüßt. Und auch Herr Diepgen hat ja als so genannter „Verhinderer“ mit dieser Haltung schließlich auch die Berliner Wahlen gewonnen. Eigentlich dürfte man sich gar nicht beklagen, denn wie sagt schon ein altes Sprichwort: „Jedes Volk bekommt die Politiker, die es verdient!“ Thomas Henschke
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