: Keine Zweifel am Erfolg von künftigem Brustkrebs-Screening
■ Bremer Planer sind sich sicher: Studienergebnisse über Null-Effekte von Screening sind „nicht haltbar“
Bremen trifft gerade alle Vorbereitungen, um einen mehrjährigen Modellversuch für ein „Mammascreening“ zu starten. Zur Früherkennung von kleinsten Brustkrebs-Knoten sollen möglichst viele Frauen zwischen 50 und 70 Jahren an einer qualitätsgesicherten dreijährigen Röntgen-Reihenuntersuchung teilnehmen – nach erfolgreichem schwedischen und holländischen Vorbild, wie es heißt. Dort senke, so die bisherige – teilweise umstrittene – Lesart verschiedener Studien, Früherkennung die Brustkrebs-Sterblichkeit. Doch jetzt hat die renommierte britische Fachzeitschrift „The Lancet“ eine Studie veröffentlicht, wonach Brustkrebs-Früherkennung durch Mammografie keine nennenswerten Effekte in Bezug auf die Senkung der Sterblichkeit brustkrebskranker Frauen hat.
Zu diesem Ergebnis kommen zwei Forscher, die eine „Meta-Analyse“ von insgesamt acht weltweiten Mammografie-Studien vorgenommen haben. Sechs davon seien methodologisch so fehlerhaft, dass ihre Ergebnisse nicht aussagekräftig seien, so die Verfasser der Untersuchung. Die beiden anderen – methodologisch nicht kritisierten – Studien, die in Kanada und Malmö durchgeführt worden sind, hätten dagegen keine nennenswerte Senkung der Brustkrebs-Mortalität nachweisen können.
„Wir sehen keinen Anlass, unsere bisherige Bewertung des Mammografie-Screenings zu ändern“, sagte dazu der Leiter der „Planungsstelle Mammografie-Screening“ in Köln, Lawrence von Karsa, gestern gegenüber der taz. Nach seinen Erkenntnissen sei die jüngste Kritik „nicht haltbar“. Er erwarte eine Flut von Entgegnungen auf die Studie; bereits im Editoral des Lancet-Heftes, in dem die Studie Anfang Januar erschien, habe man die Herangehensweise der Forscher kritisiert. Von Karsa koordiniert die drei Screening-Projekte, die in diesem Jahr im Raum Weser-Ems, in Bremen und Wiesbaden anlaufen sollen, um erstmalig in Deutschland eine Röntgen-Reihenuntersuchung modellhaft umzusetzen. Bremens Ziel dabei ist, 70 Prozent der Frauen in der entsprechenden Altersgruppe von der Teilnahme am Screening zu überzeugen. Davon versprechen sich die Forscher des Bremer Instituts für Präventions- und Sozialmedizin (BIPS) auch umfangreiches Datenmaterial für die begleitende Forschung. Auch sie sehen in der jüngsten Veröffentlichung im Lancet keinen Anlass, von den bisherigen Planungen abzuweichen. Die im Lancet veröffentlichte Studie lege für die – vernichtende – Bewertung früherer Mammografie-Studien unpassende Annahmen zu Grunde, so Institutsleiter Eberhard Greiser.
ede
Über eine Große Anfrage der CDU-Fraktion zum Bremer Brustkrebs-Screening-Programm diskutiert heute um 11 Uhr die Bremer Bürgerschaft
Interview Seite 22
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