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Abspann ab! ■ Der Flughafenkrimi hat bereits Überlänge
Frage: Was hat die CDU-Spendenaffäre mit den Querelen um den künftigen Berliner Großflughafen gemeinsam? Antwort: Beide Stoffe eignen sich prima für einen guten Kino-Krimi. Das Problem nur: Wäre jemals ein ambitionierter Drehbuchautor mit solchen Storys aufgetaucht, er wäre rückwärts aus dem Produzentenbüro gefeuert worden. Begründung: zu blühende Phantasie.
Dabei schreibt – das ist so banal wie wahr – die Wirklichkeit die besten Geschichten. Aber jede Geschichte hat ein Ende, wie es auch immer aussehen mag. Ärgerlich ist, wenn die Beteiligten – wie beim Flughafen – partout kein Ende finden können oder wollen, obwohl dem Zuschauer längst alle Fakten bekannt scheinen. Um an einen lukrativen Milliardenauftrag zu kommen, standen im Vergabeverfahren Praktiken im Drehbuch, die man sonst aus Agententhrillern kennt.
Dennoch ist eine überfällige Entscheidung noch nicht getroffen worden: das Hochtief-Konsortium aus dem Vergabeverfahren auszuschließen. Vorgeschoben werden rechtliche Bedenken: Langwierige Schadenersatzverfahren könnten drohen. Dabei drängt sich eine Vermutung auf: Es muss nur genug Geld im Spiel sein, und die Langmut der Politiker ist den Konzernchefs gewiss. Denn hinter der abermals verschobenen Entscheidung steckt wohl eines: ein Großkonzern – hinter Hochtief steht der Energieriese RWE – soll noch öffentlich geschont werden. Ihm soll Zeit gegeben werden, den Kopf „freiwillig“ aus der Schlinge zu ziehen. Wer aber weiß, ob das selbst gesetzte Ultimatum der Flughafenplaner tatsächlich eingehalten wird? Es war schließlich nicht das erste.
Finden die Protagonisten aus der Politik aber keine Möglichkeit, im Flughafenkrimi endlich das Grande Finale einzuleiten, so spielen sie nicht nur mit der Geduld der Zuschauer – sie setzen sich auch der Gefahr aus, als entscheidungsunfähig oder -willig zu gelten. Für die Politiker der Region, die sonst in alle Welt jetten, um für den Standort Berlin-Brandenburg zu werben, ist das eine äußerst peinliche Vorstellung. Ihnen bleibt wohl wie der CDU nichts weiter übrig: Sie werden einen Schnitt machen müssen. Abspann ab!
Richard Rother
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