■ Unterm Strich:
Der deutsch-argentinische Komponist Mauricio Kagel erhält den diesjährigen Internationalen Musikpreis der Ernst von Siemens Stiftung. Die mit 250.000 Mark dotierte Auszeichnung, die zu den am besten ausgestatteten in diesem Bereich zählt, wird am 20. Juni von der Bayerischen Akademie der Schönen Künste in München überreicht. Der Autodidakt Kagel, der 1931 in Buenos Aires geboren wurde und seit 1957 in Köln lebt, gehört zu den vielseitigsten Schöpfern moderner Musik und machte sich auch als Dirigent, Musikpädagoge und Regisseur einen Namen. Er verfremdet historisch-musikalische Vorlagen und gilt als Meister der An- und Umdeutung. Dabei besitzt er nach Meinung der Jury keinerlei Scheu, mit allen nur möglichen Klängen auch aus der Alltagswelt zu arbeiten. Kagel verwendet dabei auch Geräusche wie Hundegebell, Straßenlärm und Glockengeläut, um „nichts Akustisches auszulassen“. Diese Musik wird mit Mimik und Gestik in ein „instrumentales Theater“ integriert. Seine Werke würzt Kagel nicht selten mit verwegenem Humor, wovon Titel wie „Kantrimusik“, „Die Erschöpfung der Welt“, „Sankt Bach Passion“ zeugen. Man muss dem Alltagslärm wohl nur lange genug zuhören, und schon klingt er preisverdächtig.
Förderpreise in Höhe von einer Million Mark gehen unter anderem an die Komponisten Augusta Read Thomas (USA) sowie Hanspeter Kyburz und Andrea Lorenzo Scartazzini aus der Schweiz. Außerdem werden das Bonner Beethoven-Haus, das Ensemble Köln, die Internationale Kammermusik-Akademie in Kronberg, das Internationale Musikinstitut in Darmstadt, die Frankfurter Junge Deutsche Philharmonie, das Berliner Kairos Quartett und das Wiener Klangforum mit Förderpreisen bedacht. Weitere Förderpreisträger werden am Tag der Preisverleihung bekannt gegeben werden.
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