: Abschiebung total
■ 18-jähriger Kurde soll abgeschoben werden / Der weilt inzwischen aber im Untergrund
Wenn es nach den deutschen Behörden ginge, sollte der Lilienthaler Jugendliche Hakki Yildirim schon seit dem 18. Januar wieder in der Türkei weilen. Doch nun ist der erst 18-jährige Kurde schon seit gut zwei Wochen „verschwunden“.
Bereits im Sommer 1999 wurde Hakkis Bruder Garbi aus Lilienthal abgeschoben. Damals hatte es eine breite Solidaritätskampagne von Bremer Jugendlichen gegen die Abschiebung gegeben (taz berichtete). Nun hat auch Hakki Yildirim das 18. Lebensjahr vollendet. Damit endet für den abgelehnten Asylbewerber der Schutz vor einer Abschiebung aus Deutschland. Seitdem beobachten Lilienthaler Bürger verstärkte Kontrollen der örtlichen Polizei in den Bussen der Linie 30.
Doch die Initiative „kick it“, ein Zusammenschluss aus dem Internationalem Menschenrechtsverein, dem Antifaschistischen Komitee und dem Antirassismusbüro, macht sich für Hakki Yildirim stark. Die Organisationen wollen nicht dulden, dass Hakki den Ort verlassen muss, in dem er aufgewachsen ist. In der Türkei hat er weder Verwandte noch Bekannte; alle seine Freunde leben in Lilienthal und Osterholz.
Darum findet heute um 19 Uhr eine Informations- und Diskussionsveranstaltung zum Thema „Abschiebung von Jugendlichen“ statt. Am Beispiel von Hakki Yildirim sollen dort einerseits rechtliche Aspekte der Angelegenheit beleuchtet werden. Andererseits soll aber auch über unterschiedliche Standpunkte zur Ausländerpolitik diskutiert werden. Neben Hakkis Anwalt Jan Sürig wurden dazu auch Vertreter der Kreis- und Gemeindeverwaltung eingeladen. Noch ist es allerdings fraglich ob sich die Behördenvertreter der heutigen Diskussion stellen werden.
Genauso ungewiss ist, wo sich Hakki Yildirim momentan aufhält, und wie lange er sich noch der Verfolgung durch die deutschen Behörden entziehen kann. jbd
28.1.2000 um 19 Uhr im KUZ, Kulturzentrum am Kleinbahnhof 1 in Osterholz-Scharmbeck
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