Unerträglich, dieser hochgradige Unsinn

betr.: „Viel Geld, durchschnittliche Arbeit“, taz vom 25. 1. 00

[...] „Lehrerberuf bestbezahlter Teilzeitjob“ – Mittags nach Hause und, wenn nicht auf den Tennisplatz, dann auf die faule Haut ... Unerträglich, dieser hochgradige Unsinn.

Hier zu Hause ist mein Hauptarbeitsplatz. Da leiste ich für jede Schulstunde mindestens noch mal 1,5 Stunden in einem von mir selbst finanzierten Büro ab: Korrekturen, Vor- und Nachbereitung, wie bekannt (?). Und häufig klingelt das Telefon: Kollegen, Schüler, Eltern, Schulleitung, Partnerschule – und auch abends und am Wochenende ... Von wegen Teilzeit: Das geht häufig rund um die Uhr. Der Beruf zehrt tendenziell den privaten Bereich auf! Was glaubt man denn, wann ich mich fortbilde? Wo und wann verleibe ich mir denn die neusten Entwicklungen ein und wie macht sich daraus Unterricht? Ich unterrichte unter anderem Ökonomie: Das Wichtigste und Interessanteste steht doch in keinem Lehrbuch (so man überhaupt eines zur Verfügung hat). Auch unterrichte ich eine Fremdsprache. Wie kommen denn die neusten landeskundlichen Fakten, sprachliche und literarische Entwicklungen in den Unterricht?

Ja, die vielen Ferien! Nach den jetzt beginnenden Winterferien sind die Abiturklausuren korrigiert – Autokorrektur oder was?

Weiter glaube ich, dass ich auch diesmal wieder nicht unvorbereitet am ersten Schultag im Unterricht stehen werde. Sollte man eigent- lich ... bei dem ruinierten Ruf.

Gegen die „Bestbezahlung“ will ich nun aber nichts sagen – schließlich ist der Vergleich mit Griechenland, wo die Lehrer 56 Prozent unseres Gehalts verdienen sollen (so viel?), schlagend! Als Ökonom weiß ich natürlich auch, was andere Berufsgruppen (zum Beispiel Journalisten) dort verdienen. Na?? Vielleicht könnte die taz in einer weiteren Recherche noch Argumente aus Haiti oder der Mongolei liefern? Elmar Kottmann