: „Ein Hinweis an die Handwerker“
■ Regionalliga: Beim 2:1 des SC Norderstedt über Nordhorn fällt der Sponsor hintenüber
Die Durchsage kam in der Mitte der zweiten Halbzeit: „Ein Hinweis an unsere Handwerker. Hinten in der Ecke ist das Schild der Firma Plambeck leider abgefallen.“ Wenig später war es wieder aufgerichtet, und der Stadionsprecher brachte das Kunststück fertig, in zwei Sätzen viermal den Namen des Sponsors zu nennen.
Genauso oft wurde nur ein anderer Name ausgerufen: Collins Etebu, in der Winterpause aus der Konkursmasse des VFB Oldenburg verpflichtet, erzielte beide Treffer (54., 63.) für den SC Norderstadt beim 2:1-Sieg über Eintracht Nordhorn und stellte damit den anderen prominenten Neuzugang, den Ex-St.-Paulianer Jens Scharping, in den Schatten. Letzterer hatte zwar eine ordentliche erste Halbzeit vorzuweisen, war aber im zweiten Abschnitt bei den zumeist über Elard Ostermann eingeleiteten Kontern oftmals nicht auf Ballhöhe.
Dennoch war der Sieg nicht unverdient: Die Norderstedter wiesen die reifere Spielanlage auf und zeigten auf dem matschigen Geläuf technisch eine beachtliche Leistung. Da auch die Abwehr um die beiden Ex-St.-Paulianer Dirk Dammann und Thomas Seeliger recht sattelfest wirkte, blieb es bei dem einen Gegentreffer durch Robert Thoben, der kurz vor Schluss auf 2:1 verkürzte. Was Seeliger offenbar dazu veranlasste, in der 90. Minute noch die Rote Karte zu kassieren, „völlig zurecht“, wie selbst sein Trainer eingestand.
Besonders in der ersten Halbzeit hatte jedoch auch Eintracht Nordhorn zwei Mal die Möglichkeit, in Führung zu gehen. Torjäger Alket Zeqo, der zuvor in 19 Begegnungen elf Tore erzielt hatte, übersah jedoch beide Male besser postierte Mitspieler, was seinen albanischen Trainer Sefcet Lajqi noch auf der anschließenden Pressekonferenz zur Weißglut brachte: „Wir brauchen demnächst zwei Bälle: Einen für Zeqo und einen für die anderen 21 Spieler“, geißelte der temperamentvolle Coach den Eigensinn seines Landsmannes. Angesichts des Zornes des Nordhorner Trainers sorgte sich der Leiter der Pressekonferenz, Uwe Lutkus, offenbar zurecht um die Gesundheit der Nordhorner Spieler, denen er zum Abschied „eine unfallfreie Rückfahrt“ wünschte.
Und während im vollbesetzten Clubheim viele der nur 455 Zuschauer den Heimsieg mit Pils begossen, freuten sich Liga-Obmann Michael Schickel und Trainer Kurt Hesse im VIP-Bereich schon mal auf das anstehende Derby bei den Amateuren des FC St. Pauli. Wenngleich der SCN-Übungsleiter vorher geradezu schizophrene Ge-fühlsaufwalllungen zu bewältigen haben wird: „Am nächsten Sonnabend bin ich mal 90 Minuten lang kein St. Paulianer“, versicherte der ehemalige St. Pauli-Amateur-Coach, dass er seinem neuen Arbeitgeber zumindest loyal gegenübersteht.
Dies dürfte ihm nach einem Blick auf die Tabelle noch leichter gefallen sein, wies diese doch für den SCN äußerst Erfreuliches aus: Der achte Tabellenplatz, den die Norderstedter an diesem Wochenende erklommen, könnte am Saisonende unter Umständen noch zum Klassenerhalt reichen. Und die Sponsoren würden auch weiterhin in der dritten Spielklasse erstklassig präsentiert werden.
Christoph Ruf
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