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Russen kündigen baldigen Sieg gegen Tschetschenen an

Massive Angriffe auf Ziele im Süden der Republik. Zahl der Flüchtlinge steigt wieder an

Moskau/Genf (dpa/AP) – Die russischen Truppen wollen schon in der „nächsten Zukunft“ einen Sieg gegen die im Süden Tschetscheniens verschanzten Kämpfer erringen. „Schon in der nächsten Zukunft werden wir die Öffentlichkeit über die Beendigung der Militäroperation zur Zerschlagung der Rebellenformationen in der Gebirgsregion Tschetscheniens informieren“, kündigte der Oberbefehlshaber der russischen Kaukasusarmee, General Viktor Kasanzew nach Angaben der Agentur Interfax an. Ein genaues Datum nannte er nicht. Kasanzew zufolge wurde der tschetschenische Vize-präsident Wacha Arsanow getötet, als er versucht habe, aus Grosny auszubrechen. Die Rebellen berichteten, Arsanow habe Feldkommandeur Bassajew besucht.

Nach der Eroberung von Grosny setzten russische Truppen die Suche nach versprengten Kämpfern in der Stadt fort. Nach Schätzungen russischer Militärs halten sich noch etwa 300 Kämpfer in unterirdischen Schutzräumen und Gängen versteckt, berichtete Interfax. Noch am Wochenende hatte der für die Erstürmung Grosnys zuständige General Gennadi Troschew die Stadt für „gesäubert und feindfrei“ erklärt. Pioniere suchten die schwer zerstörte Stadt nach weiteren Sprengfallen ab. Nach russischer Darstellung ist allein der Flughafen Sewerni von den Rebellen mit etwa 20 Tonnen Sprengstoff vermint worden.

In der schwer zugänglichen Gebirgsregion im Süden Tschetscheniens haben sich nach Schätzungen russischer Militärs bis zu 10.000 gut bewaffnete Rebellen verschanzt. Russische Kampfjets flogen gestern erneut Serien von Bomben- und Raketenangriffen gegen Stützpunkte der Tschetschenen in diesem Gebiet. Im Argun-Flusstal lieferten sich russische und tschetschenische Verbände erbitterte Kämpfe, teilten die Rebellen über ihre Website mit.

Unterdessen hat der Flüchtlingsstrom aus Tschetschenien nach Inguschetien stark zugenommen. Täglich bis zu 1.200 Menschen hätten die Kriegsregion zuletzt verlassen, teilte das UN-Flüchtlingshilfswerk mit. Am Montag seien 1.115 Tschetschenen geflüchtet, obwohl die Grenze nur zwei Stunden offen gewesen sei, sagte ein UN-Sprecher.

Bericht Seite 11

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