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Doch nicht so trutzig

Am mittelalterlichen Holstentor, dem Wahrzeichen der Hansestadt Lübeck, nagen Zeit und Umwelteinflüsse  ■ Von Eva-Maria Mester

Stark, trutzig, unverwüstlich – so wirkt das Lübecker Holstentor auf den Betrachter. Doch bei näherem Hinsehen zeigt sich, dass der Zahn der Zeit am 522 Jahre alten Wahrzeichen der Hansestadt genagt hat. Die Terrakotten, die beide Seiten des Tores schmücken, müssen dringend restauriert werden. Jetzt gibt es Überlegungen, den Erlös des diesjährigen Lübecker Altstadtfestes für diesen Zweck zur Verfügung zu stellen.

„Das wäre eine gute Sache“, sagt der Leiter des Bereiches Denkmalpflege der Hansestadt, Horst Siewert. Die Terrakotta-Schmuckfriese hätten durch Witterungs- und Umwelteinflüsse sehr gelitten. „Ihre Oberflächen sanden, die Reliefstruktur ist an einigen Stellen kaum noch zu erkennen“, erklärt er.

Im Mittelalter war Lübeck für seine Terrakotten berühmt. Arbeiten aus der Werkstatt des Meisters Statius von Düren schmückten öffentliche und private Gebäude in vielen Städten. Auch die Schmuckelemente am Holstentor stammten ursprünglich aus der Werkstatt von Dürens. „Doch von diesen Originalen sind nur noch wenige erhalten. Bei einer Sanierung im 19. Jahrhundert wurden die meisten durch Kopien ersetzt“, sagt Siewert. Mehrere hundertausend Mark werde die Sanierung voraussichtlich kosten. Obwohl die Schäden schon länger bekannt sind, sei die Sanierung aus Geldmangel bisher nicht in Angriff genommen worden.

Wenn ein Teil des Erlöses des Altstadtfestes in der einstigen Königin der Hanse für die Restaurierung der Terrakotten am Holstentor verwendet werden würde, würde damit auf eine Tradition zurückgegriffen. Denn das alle zwei Jahre stattfindende Fest wurde im europäischen Denkmalschutzjahr 1975 ins Leben gerufen, um das ideelle und materielle Interesse der Bürger für den Denkmalschutz zu wecken.

Das 13. Lübecker Altstadtfest soll vom 8. bis zum 10. September stattfinden. Zur Zeit wird an einem neuen Konzept gearbeitet, um das Fest für Besucher wieder attraktiver zu machen. Zum zwölften Altstadtfest 1998 waren nur noch rund 200.000 Besucher gekommen, beim ersten Fest waren es um die Hälfte mehr gewesen.

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