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Soundcheck

Heute: Graffiti-Art-Finisage feat. Tek 9 und Gäste. Graffiti gehört auf die Straße und nicht in Galerien. Ganz falsch! Dass die Magie aus der Sprühdose nicht nur auf Mauern und Nahverkehrszügen funktioniert, sondern auch auf Leinwand gebannt, führt die erste Hamburger Graffiti-Art-Ausstellung im Phonodrome vor Augen. 14 Sprüher aus Brasilien, England, Deutschland und der Schweiz stellten sich dort drei Tage lang dem ästhetischen Urteil. Europäische Größen der Szene wie der Hamburger Daim und Altmeister Toast aus Bern, die die Spannbreite von klassischem Graffiti bis Airbrush mit der Sicherheit von Traumwandlern beherrschen, scheuen sich nicht, mit Pinsel und Ölfarbe zu experimentieren. Die traditionelleren Airbrush-Arbeiten von Loomit aus München zeigen, dass Graffiti mehr als technische Begeisterung sein kann. Heute abend wird das Ganze bei der Finisage-Party von Tek 9, den Scratching Fart Cutters und diversen Special Guests an den Turntables ergänzt. avv

Phonodrom, Beim Trichter 1; Ausstellung 14 Uhr bis 19 Uhr, Party ab 20 Uhr

Heute: Mikron 64 / Holger Hiller / Felix Kubin.Was ich weiß von dieser Welt, ist, dass sie sich dreht, bis der Strom ausfällt singt eine freundliche Plastikstimme am Anfang von Mikron 64s SYS 49152, der dritten Veröffentlichung des auf allerlei Skurril-Elektronik vom Schlage Nova Hutas spezialisierten Hamburger Labels Stora. Aber was wollen uns diese Zeilen sagen? Natürlich, dass hier überzeugte, wenn auch zum Glück pathosfreie Mensch-Maschinisten am Werke sind, die entscheidende Sozialisationserfahrungen in den 80er Jahren gemacht haben müssen – zu einer Zeit, in der es noch keine Computernerds gab, dafür aber noch so genannte Kybernetiker, die mit reservierterem Sexappeal von einer schönen neuen Welt träumten, in der dünn pluckernde Casios ein elektronisches Hoseanna auf Atomstrom und Regelkreisläufe sangen. Die Vergangenheit soll sich schlafen legen, weil es ums Vergessen geht in dieser Welt, singt die Stimme situationistisch zwar, aber Mikron 64s musikalische Dreiklangsimpressionen sind voller Erinnerung: vorzugsweise an die Strategien jenes minimalistischen, deutschsprachigen Affirmativ-Pops, der vor dem Ausverkauf an die Schlager-industrie und folgender Verblödung einst unter dem Banner der Neuen Deutschen Welle segelte. So passt es auch vorzüglich, dass heute neben Tausendsassa und Präsenzkünstler Felix Kubin ein leibhaftiger Held dieser Tradition mit im Hafenklang auftritt: Holger Hiller. tob

Hafenklang, 22 Uhr

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