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Live aus dem Amphitheater

Blut und Spiele: Die Austellung „Gladiatoren und Caesaren“ im Museum für Kunst und Gewerbe zeigt die antike Unterhaltungsindustrie  ■ Von Hajo Schiff

Schnelle Autorennen, Schwarzeneggers Kampfkraft und PC-Spiele, aber auch Klappmesser und fiese Schlagringe: All das kann als ein Erbe der Antike betrachtet werden. Hollywood ist der zeitgemäße Nachfolger der altrömischen Unterhaltungskultur, und es hat seinen fernen Ursprung auch trefflich ins Bild gesetzt: Das Wagenrennen aus Ben Hur ist eine der berühmtesten Szenen der Filmgeschichte. Wenn am 8. April im Volksparkstadion Gladiatorenspiele gezeigt werden, vereinigen sich wieder antike und heutige Massenspektakel.

Für solch ausufernde Suche nach Publikumsgunst kommt in Hamburg nur das Museum für Kunst und Gewerbe in Frage: Um die Ausstellung Gladiatoren und Caesaren gibt es mancherlei Spektakel.

„Die Museen werden immer doller“, sagt Direktor Hornbostel mit wenig distanziertem Stolz auf das zweitaufwendigste Ausstellungsprojekt in der Geschichte des Museums. Unter anderem wurde eigens ein zehn Quadratmeter großes Modell eines Amphitheaters erstellt und dazu ein virtueller Besuch samt Gladiatorenschule programmiert.Aber hinter aller Verpackung ist dies eine bemerkenswerte archäologische Ausstellung mit 200 Exponaten von 30 Leihgebern aus ganz Europa. Im Zentrum steht ein tonnenschweres Marmorrelief aus dem Nationalmuseum in Neapel. Schön entlarvend ist auch die Tuffsteingruppe des von einem Priapus begleiteten Gladiators, bei denen Schwert und Phallus gleichermaßen aufgerichtet – und beide inzwischen abgebrochen sind.

Mit Wagenrennen, griechischen Sportkämpfen, Gladitorengemetzel, Tierhatzen und dem ebenfalls geschätzten, aber verrufenen Theaterbetrieb werden in acht Abteilungen alle Aspekte des römischen Unterhaltungswesens in der Kaiserzeit vorgestellt. Dabei ist die Rekonstruktion der Gladiatorenrüstungen nicht nur ein Gewinn an Anschaulichkeit, sie dient auch dem besseren Verständnis jener bisher kaum erforschten Prunkwaffen aus der Gladiatorenkaserne in Pompeji.

Das Austellungskonzept stammt von Eckart Köhne. Als Fachwisenschaftler bleibt für ihn der blutige Ernst der antiken Spiele problematisch. Dabei lag gerade darin eine der herausragenden kulturellen Leistungen der Römer: Eine streng reglementierte und hochgradig durchorganisierte Gesellschaft konnte den überwundenen Gesellschaftszustand als Jäger und den Kampf aller gegen alle in der Arena goutieren und zur Triebabfuhr nutzen. Nicht jeder Kampf dort endete notwendig tödlich, dann wären kaum Freiwillige in die Gladiatorenschulen gekommen. Aber der Tod wurde eben billigend in Kauf genommen – und das wird er bei Extremsportarten oder Formel-1-Rennen selbstverständlich auch heute noch. Und als direktes Erbe der Arena gibt es, den Göttern sei dank, nach wie vor den Stierkampf.

Der Satiriker Juvenal schrieb einst, „Panem et circenses“ seien das Einzige, was die Römer noch interessiere. Damit prägte er das immer noch gültige Begriffspaar „Brot und Spiele“. Doch weniger Kritik an der Unterhaltungindustrie war damit gemeint, als eine Klage über den Verlust republikanischer Mitwirkung der Bürger am politischen Alltag – auch das bleibt von zeitloser Gültigkeit.

„Caesaren und Gladiatoren – Die Macht der Unterhaltung im antiken Rom“: Museum für Kunst und Gewerbe bis 18. Juni, Katalog im Verlag Philipp von Zabern, 39,80 Mark

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