Filmstarts à la carte
: Improvisierter Hedonismus

Einen wenig bekannten Film gibt es zum Auftakt einer Reihe mit Werken der Nouvelle Vague im Filmkunst 66 und Blow Up zu sehen. „Adieu Philippine“ von Jacques Rozier zeigt - vielleicht neben Godards „Außer Atem“ am schönsten - was die französische neue Welle zu Beginn der 60er Jahre auszeichnete: Handkamera, Originalschauplätze, natürliches Licht, nachsynchronisierter Ton, Improvisationen. Die Geschichte des jungen Kameraassistenten, der kurz vor seiner Einberufung zum Militär steht - Algerien ist in „Adieu Philippine“ im Hintergrund stets präsent - und deshalb mit zwei Mädchen noch einmal möglichst viel Spaß haben will, erscheint in Roziers Film fast nebensächlich, wenn man betrachtet, mit welchem Vergnügen hier ganz alltägliche, banale Dinge gefilmt werden: tanzende Mädchen, ihre Kissenschlachten, das Flanieren durch die Straßen, kleine Eifersüchteleien. Und natürlich ist es für einen Neunzehnjährigen wichtiger, sich ein Auto zu kaufen und nach Korsika in die Ferien zu fahren, als den nörgelnden Eltern und ihren „Damals“- Geschichten zuzuhören. Ein Film, der - auch auf der formalen Ebene - zeigt, was es bedeutet jung zu sein.

„Adieu Philippine“ 24.2-27.2. im Blow Up 1, 28.2.-1.3. im Filmkunst 66

Endlich erfährt man einmal aus berufenem Munde, was das Piratenleben seinerzeit so attraktiv machte. „When you‘re a professional pirate, you don‘t have to wear a suit“, singt Long John Silver (Tim Curry) in Brian Hensons Verfilmung von Robert Louis Stevensons Abenteuerklassiker „Treasure Island“, und die Muppets an seiner Seite stimmen ihm da fröhlich zu. In „Muppets - Die Schatzinsel“ albern sich die Puppen wie so oft durch ihr vergnügliches Programm aus dummen Witzen, flotten Musical-Nummern und Karate-Einlagen von Miss Piggy, die hier in einer leichten Umgestaltung des Ausgangsstoffes als Benjamina Gunn in Erscheinung tritt. Kermit reüssiert derweil als Captain Smollet (“Ein Mann, in dem Dämonen wüten“), Waldorf und Statler nörgeln als Gallionsfiguren, und auch der überkorrekte Sam Eagle darf als Erster Offizier des Segelschiffes Hispaniola seine Belehrungen zum Besten geben. Und weil die Schatzsuche zur Kreuzfahrt durch sämtliche Topoi des Piraten- und Seefahrergenres gerät, muss sich die Puppenbande auf ihrer Reise natürlich auch mit den Kapriolen des Wetters plagen: Eine tagelange Flaute führt direkt zu einem allgemeinen Koller, der jedoch zum allgemeinen Vergnügen in die fetzige Latin-Musical-Nummer „Cabin Fever“ umschlägt. Ein Abenteuer zwischen Augenrollen und Augenzwinkern.

„Muppets - Die Schatzinsel“26.2.-27.2. im Filmkunsthaus Babylon

In den nördlichen US- Bundesstaaten Minnesota und North Dakota sind die Landschaften tief verschneit. Nicht unbedingt herzerwärmend ist auch die Geschichte, die Joel und Ethan Coen in dieser Gegend ansiedeln: In „Fargo“ tut sich ein bankrotter Autoverkäufer mit zwei ziemlich seltsamen Ganoven zusammen, um durch die Entführung seiner Frau beim steinreichen Schwiegervater einige Scheinchen abzukassieren. Doch die schiere Inkompetenz der Beteiligten führt schon bald zu unglaublichen Blutbädern, deren Präsentation allerdings an Lakonie und groteskem Witz kaum zu überbieten ist. Neben dem Killer, der schließlich seinen Ex-Komplizen in einer Häckselmaschine zerkleinert, ist es allerdings Police Chief Marge Gunderson (Frances McDormand), die in „Fargo“ am meisten die Ruhe weg hat. Unbeirrt stapft sie tapfer durch den Schnee, bis auch das letzte Verbrechen aufgeklärt ist.

„Fargo“ (OmU) 25.2.-26.2. im Moviemento 2

Lars Penning