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Die EU-Gesundheitsminister warnen vor Kondomen

■ Camel verteilt „Camelsutra“-Kondome als Werbegeschenke / Wann kommt After Eight mit Schoko-Minz-Kondomen?

Wenn auf einem Kugelschreiber „Spedition Harms“ draufsteht, weiß ich, dass ich jetzt ein Schreibwerkzeug in den Händen halte – und keinen Brummi. Ähnlich verhält es sich bei Feuerzeugen und Fußballtrikots. Klar ist, dass wir ein T-Shirt bekommen und leider nicht Marco Bode. Was aber, wenn wir in der Kneipe unter der Aufsicht von penetrant gut gelaunten Damen in albernen Overalls an Geduldsspielchen verzweifeln? Und zur Belohnung keine Zigaretten auspacken dürfen, sondern nur Kugelschreiber? Oder Kondome!

Der Zevener Kondomhersteller Mapa verhökert jetzt „Billy Boy“, „Big Ben“ und andere der Dinger zum Selberdrehen als Werbegeschenke. Bisher hat vor allem Camel angebissen und wirft „Camelsutra 2000“ in den handelsüblichen Farben und Geschmacksrichtungen unters Volk, wobei zu hoffen ist, dass von „Nikotingelb“ und „Gammelgeschmack nach zwei Packungen“ abgesehen wird. Die Verbindung Zigaretten und Kondome („Zuerst kommst du, dann die Camel“) liegt auf oder in der Hand: 1. Zigarettenwerbung macht nie Sinn. 2. Die Frist zwischen Zigarettenanbieten und Zu- oder Absage zu einem One-Night-Stand wird erheblich verkürzt.

Ob allerdings noch mehr Konzerne von Kugelschreibern auf Kondome umsteigen werden, ist fraglich. Dirk Fett, Produkt-Manager bei Kraft Jacobs Suchard (KJS), konnte sich beispielsweise „vom Gefühl her“ nicht vorstellen, echtes Latex statt Kaffee mit Gummigeschmack in Krönung light Packungen zu füllen – da die „Produktverbindung“ fehle. Sexualität und Lebensmittel gehe nicht zusammen, wobei die leichte Dröhnung aus dem Hause KJS noch am ehesten in Frage käme. Ohne die Krönung-light-Werbekampagne „warmer Bruder/kalter Kaffee“ noch einmal aufwärmen zu wollen: Haben schwule Kaffeetrinker mehr Sex? Ist Homosexualität grundsätzlich koffeinfrei? Geht es zurzeit bei Kaffeewerbung ohne Melittamännchen und die gerade noch einmal vor dem grausligen Kaffee gerettete Festgesellschaft jemals um etwas anderes als Sex, hetero? Sollten nur Schwule mit safem Sex und safem Kaffee beworben werden?

Wäre es nicht an der Zeit, die Industrie im Kampf gegen Aids in die Pflicht zu nehmen? Etwa jeder Cornflakespackung ein Kondom beilegen? Das Magazin für Werbefachleute mit überraschend ehrlichem Namen „Werben und Verkaufen“ ist jetzt anderer Meinung. Eine Anzeige für die Idee „Das Kultkondom als Werbemittel“ durfte nicht im redaktionellen Teil der Zeitschrift erscheinen, die es sich bei Anzeigenkunden offenbar leisten kann, wählerisch zu sein. Zur Begründung hieß es jedenfalls laut Mapa: „zu pornographisch“.

Dann muss ich After Eight eben selbst auf den Werbe-Geschmack bringen: Die wirklich feine englische Art ist es, Kondome mit Schokolade zu überziehen, ihnen ein Minz-Aroma zu verpassen und in kleine grüne Tütchen zu stecken. Just like old times. Eiken Bruhn

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