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Segeleuphorie im Irrenhaus der knallroten Socken

Die neuseeländische „Black Magic“ holt sich zum zweiten Mal den America’s Cup

Berlin (taz) – Dem endgültigen Aus für die „Luna Rossa“ ging noch eine kleine Demütigung voraus. Bei der fünften Wettfahrt des Finales um den America’s Cup der Segler hielt es der Kapitän der neuseeländischen Yacht „Black Magic“, der Olympiasieger und vielfache Weltmeister Russell Coutts, nicht mal mehr für nötig, selbst das Kommando zu übernehmen. Angesichts des komfortablen 4:0-Vorsprungs des Cup-Verteidigers verzichtete er darauf, den Rekord des US-Seglers Charles Barr zu brechen, der von 1899 bis 1903 neun Finalsiege in Folge gegen den Teekönig Sir Thomas Lipton gelandet hatte. Coutts, der die „Black Magic“ 1995 in San Diego zum 5:0-Sieg gegen Dennis Conner steuerte, überließ die Ehre, den Triumph im Hauraki-Golf vor Auckland perfekt zu machen, dem 26-jährigen Einheimischen Dean Barker. Der rechtfertigte das Vertrauen und gönnte dem Boot des italienischen Modekonzerns Prada ebenso wenig ein Erfolgserlebnis wie Coutts in den vier Rennen zuvor. Der Vorsprung von 48 Sekunden war allerdings der geringste aller fünf Regatten im Finale.

70.000 begeisterte Neuseeländer verfolgten die erste erfolgreiche Titelverteidigung einer nicht amerikanischen Crew in der 149-jährigen Geschichte des America’s Cup vom Hafen Aucklands aus. Die meisten mit roten Socken an den Füßen – seit dem Pokalgewinn durch die Crew des rotsockigen Syndikatschef Peter Blake das Markenzeichen des neuseeländischen Segelsports. „Das hier ist ein Irrenhaus, aber ein gutes Irrenhaus“, kommentierte die fußlastige Euphorie der erfahrene Skipper Dennis Conner, unterlegener Finalist von 1995 und diesmal mit seiner „Stars and Stripes“ in der zweiten Runde gescheitert.

Conner hatte schon vor dem Ende der Finalserie für gelinde Aufregung in Auckland gesorgt. Mit giftigen Äußerungen war er vor fünf Jahren zum Erzfeind aller Kiwis avanciert, inzwischen hat er seinen Wohnsitz nach Neuseeland verlegt, mächtig an Beliebtheit gewonnen und ist sogar als Kapitän für die nächste Cup-Verteidigung des Team New Zealand im Jahr 2003 oder 2004 im Gespräch. Der 57-Jährige selbst ist jedoch skeptisch. „Ich bin ‚Stars and Stripes‘“, sagt er, „und irgendwie passt ‚Stars and Stripes‘ nicht so gut zu Neuseeland wie zu Amerika.“ Eine weitere Teilnahme mit eigenem Boot könnten Dennis Conners finanzielle Schwierigkeiten vermasseln. „Wenn mir jemand 40 Millionen Dollar gibt, segle ich ganz gewiss“, sagt der Veteran, „aber ohne Geld kann man nicht hier sein.“

Das gilt auch für Team New Zealand, dessen nächste Pokalverteidigung keineswegs gesichert scheint. Zwar genügte diesmal die Investition von rund 20 Millionen US-Dollar, um Prada, das mindestens 50 Millionen in sein America’s-Cup-Abenteuer steckte, in die Schranken zu weisen, aber ob so viel Geld noch einmal zusammengebracht werden kann, gilt als fraglich. Wenn es nach Russell Coutts geht, sollte das allerdings kein Problem sein. Die Einwechselung der Nachwuchskraft Dean Barker verstand er auch als Signal für die Zukunft. „Wir wollen den Cup für eine lange Zeit verteidigen“, erklärte der 38-Jährige, „25 Jahre wären kein schlechtes Ziel.“

Matti Lieske

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