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Der Sohn des Löwen

Baschar al-Assad, zweiter Sohn des syrischen Präsidenten, ist der neue Hoffnungsträger in Damaskus und im Nahost-Friedensprozess

Er ist nur die zweite Wahl. Er hat kein Charisma, kein Durchsetzungsvermögen, und er fährt keine schnellen Autos. So lautete nicht nur in Syrien, sondern im ganzen Nahen Osten lange Zeit das Urteil über Baschar al-Assad, den zweiten Sohn des syrischen Präsidenten Hafis al-Assad. Der Autokrat Hafis, der sich gerne den „syrischen Löwen“ nennt, regiert sein Land seit dreißig Jahren mit eiserner Hand. Tausende starben in Folterkellern und unter dem Bombenhagel der eigenen Luftwaffe. Jetzt ist der 69-Jährige selbst dem Tod näher als dem Leben, die Berichte über seinen schlechten Gesundheitszustand häufen sich.

Höchste Zeit also, die Nachfolge zu bestellen. Dafür kommt in Syriens politischem System nur ein Mitglied der Alawiten in Frage, der islamischen Konfession der Präsidentenfamilie. Baschar al-Assads Qualifikation für das höchste Staatsamt besteht schlicht darin, Sohn zu sein. Syrien gehört zu den autoritären Regimen im Nahen Osten, die die erbliche Thronfolge aus Kalifenzeiten auf den Nationalstaat übertragen haben. Weil der erste Sprössling der Assads, der in der Bevölkerung wie ein Filmstar verehrte Autonarr Basil, 1994 unter mysteriösen Umständen bei einem Autounfall ums Leben kam, liegt die ganze Hoffnung des Präsidentenclans jetzt auf dem eher blassen Baschar.

Der wollte sich zunächst gar nicht zum Nachfolger seines Vaters aufbauen lassen und schmökerte lieber in Medizinbüchern. Die Ausbildung in der syrischen Armee blieb ihm dennoch nicht erspart. Dort haben die Militärs seines Vaters ihm die akademischen Flausen ausgetrieben: In den letzten Jahren tritt Baschar immer häufiger in der syrischen Politik auf, wenn auch noch ohne offizielles Amt. Und er macht seine Sache gut. Er hat erkannt, dass das System seines Vaters ausgedient hat. Er hat angefangen, dessen Auswüchse, wie die wuchernde Korruption und die internationale Isolation, zu bekämpfen. Dass nun auch ausgewählte Syrer im Internet surfen und mit Handys telefonieren dürfen, haben sie Baschar al-Assad zu verdanken.

Auch in den Nahost-Friedensprozess bringt der 34-Jährige frischen Wind. Das erste Anzeichen dafür ist die gestrige Regierungsumbildung in Damaskus. Syrien, das weiß auch Baschar, muss sich der globalen Wirtschaft öffnen, und dafür muss es mit Israel Frieden schließen. Die Staaten im Nahen Osten schauen also ebenso gespannt auf den künftigen syrischen Präsidenten wie dessen Landsleute. FLORIAN HARMS

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