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Der „Genosse der Bosse“ an der Spitze der Arbeiterpartei

Schröder und die SPD: Das war keine Liebe auf den ersten Blick. Die Herzen der Genossen gehörten Oskar Lafontaine. Denn dieser Saarländer wusste, was Sozialdemokraten wünschen. Das hatte er schon gezeigt, als er sich auf dem Mannheimer Parteitag 1995 an die Spitze putschte. Der norddeutsche Gerhard Schröder dagegen zog es vor, die Partei auf plebiszitärem Weg zu umgehen. Zum Kanzlerkandidaten ließ er sich von den Wählern in Niedersachsen küren. Der Erfolg bei der Bundestagswahl schien dem Medienmenschen Recht zu geben, der die Partei nicht brauchte, um mit dem Publikum erfolgreich zu kommunzieren. Doch regieren, das wurde ihm bald klar, konnte er ohne die Partei nicht. Nach Lafontaines Rücktritt musste er im Frühjahr 1999 den SPD-Vorsitz übernehmen – der „Genosse der Bosse“ griff nach der Taschenuhr des Arbeiterführers August Bebel. Welch ein Spagat. Die Entfremdung von Kanzler und Partei erreichte ihren Höhepunkt, als Schröder im Sommer gemeinsam mit New-Labour-Mann Tony Blair ein Modernisierungspapier vorstellte, auf das er die Genossen nicht vorbereitet hatte. Was für ein Fauxpas. Von nun an erwies sich der Vorsitzende als lernfähig. Der Name Blair kam nur noch auf außenpolitischem Parkett über seine Lippen, statt dessen nahm er die Vokabel „soziale Gerechtigkeit“ in seinen Sprachschatz auf. Mit der Holzmann-Sanierung wollte Gerhard Schröder zeigen, dass er es ernst meinte. Zum Dank wurde er auf dem SPD-Parteitag im Dezember mit 86 Prozent der Stimmen bestätigt, 10 Prozentpunkte mehr als bei der ersten Wahl im April. Und nun spielt auch noch die CDU mit. FOTO: KARL-BERND KARWASZ

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