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Grüne Karte für Hamburg

Die BRD öffnet sich und ihren Arbeitsmarkt für Nichtdeutsche. Der Bedarf an Arbeit und Aufenthalt ist auch in Hamburg groß  ■ Von Elke Spanner

Die Bundesregierung hat sich durchgerungen. Endlich bietet sie AusländerInnen das Recht auf Arbeit und Aufenthalt: die Green Card. Computerfachleute dürfen hier ihr Geld verdienen. Dass AusländerInnen auf dem deutschen Arbeitsmarkt mit offenen Armen empfangen werden, ist überfällig. Bisher müssen viele zwangsläufig von Sozialhilfe leben, weil sie keine Arbeitserlaubnis bekommen. Denn sie dürfen nur einen Job übernehmen, um den sich nicht schon Deutsche oder EU-Angehörige reißen. Für viele AusländerInnen ist die Chance auf eine Arbeitserlaubnis gleich null. Ausgebildete Computerfachleute, RechtsanwältInnen oder Handwerker können sich glücklich wähnen, wenn sie zumindest einen Putzjob übernehmen oder Zwiebeln schnibbeln dürfen. Und ohne Geld kein Aufenthalt. Damit ist es nun vorbei. Auch Hamburg, „das Tor zur Welt“, hält mit der Entwicklung Schritt und teilt Green Cards aus. Die taz hamburgs tellt erste AspirantInnen vor.

Mahamadu Seidu ist zwar kein Computerfachmann.Einen anspruchsvolleren Job auszuüben wünscht er sich aber schon lange. Bereits 1992 fand der Liberianer einen potentiellen Arbeitgeber: Das Restaurant „Mövenpick“ wollte ihn auf einer ganzen Stelle am Buffet beschäftigen. Doch das Hamburger Arbeitsamt entschied: Seidu durfte nur putzen, auf Stundenbasis. Zwar hatte „Mövenpick“ mehrfach beteuerte, den Liberianer dringend als Kellner zu benötigen. Das aber, so die Logik, wollen vielleicht auch Deutsche oder EU-Bürger: Für Seidu blieb nur das Sauber machen. Das tat der Liberianer sieben Jahre, bis es im April 1998 plötzlich hieß, jetzt sei auch damit Schluss. Nun soll Seidu abgeschoben werden.

Ebrima K. ist zwar kein Computerfachmann. Er hat aber in Hamburg eine einjährige Tochter, für die er zusammen mit der deutschen Mutter das Sorgerecht besitzt und ausübt. Die Ausländerbehörde verlangt jedoch, dass der Senegalese ausreisen soll, weil er seinerzeit ohne erforderliches Visum nach Deutschland kam. Seine Anwältin warnte, die Trennung vom Vater sei seinem Kind nicht zuzumuten. Dennoch kam K. in Abschiebehaft.

Prince Jackson ist zwar kein Computerfachmann. Doch Hamburg ist das Zuhause des Liberianers, der vor dem Bürgerkrieg floh – ohne seine Eltern. Zu seiner Familie hat er seither keinen Kontakt mehr, ob sie noch leben, weiß er nicht. In Westafrika lebte er zuletzt auf der Strasse, hier in Hamburg in einer Unterkunft für allein stehende Flüchtlingskinder und Jugendliche. Statt einer Zukunftsperspektive hat er nur eine befristete Duldung.

Roda G. ist zwar keine Computerfachfrau. Dafür ist sie mit ihren fünf Jahren noch viel zu jung. Dennoch lebt sie in Hamburg. Einen anderen Ort kennt sie gar nicht, ihre Kindheit hat sie auschließlich hier verbracht. Hier ist sie geboren und aufgewachsen. Hier wohnen ihre Freundinnen. Sie versteht nicht, warum sie jetzt nicht mehr bei diesen leben darf. Während sie sich auf die Einschulung freuen, soll Roda G. das Land verlassen. Einen Bezug zu Ghana, dem Herkunftsland ihrer Mutter, hat sie nicht. Die Mutter auch nicht mehr. Seit 13 Jahren lebt Georgina G. in Deutschland, hat hier Wohnung und Teilzeitjob. Dennoch sollen die beiden nach Ghana ausreisen, verlangt die Ausländerbehörde.

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