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Dressiert oder/und geschlachtet

betr.: „Diese Banken-Fusion ist schädlich“, taz vom 9. 3. 00

Rolf Stockem fordert einen besseren Schutz der Beschäftigten, wie viele Gewerkschaftler. Es geht aber nicht nur um juristische Fragen, sondern um eine andere Geschäftskultur, in der nicht der Kunde Gott ist und die Beschäftigten einfach nur Material sind, dessen Arbeit man – wo möglich – am liebsten verschämt im Hintergrund versteckt.

Warum? Weil in der nüchternen Welt von Jura & BWL gern darüber hinweg gesehen wird, dass Beschäftigte „Leute“ mit einem subjektiven Bewusstsein sind, wie eben jeder Mensch. Diese Leute wollen auf ihre Arbeit auch stolz sein können; die Ideologie gibt ihnen aber nur die paradoxe Möglichkeit, auf eine Rolle als bedeutungsloser Diener stolz zu sein, der nur darum noch nicht wegrationalisiert ist, weil der Vorstand noch keine Zeit gefunden hat, sich über die Automatisierung des betreffenden Arbeitsbereichs Gedanken zu machen. Ab und an werden dann zu besonderen Anlässen triefende (und kostenlose) Reden über die „großartigen Leistungen“ der Beschäftigten gehalten, am nächsten Tag wird man wieder durch den Wolf gedreht. Da hat's selbst das liebe Vieh besser: Das wird entweder dressiert oder geschlachtet. Den Beschäftigten kann sehr gut beides passieren.

Dieser ganze Komplex der Missachtung wäre der eigentliche Grund für einen Streik – und zwar einen, der sich nicht mit juristischen Zugeständnissen auf geduldigem Papier beenden lässt.

FLORIAN SUITTENPOITNER, München

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