beiseite: Riki von Falken tanzt „White Linen“
INTENSIV
Allein dem Körper zu vertrauen und ohne Worte auszukommen ist für den Tanz ständige Herausforderung. Von der Sprache abgeschnitten zu sein und Verständigung nur noch über den Körper suchen zu müssen kann aber auch zur beängstigenden Erfahrung werden: in der Intensivstation des Krankenhauses, angeschlossen an Beatmungsmaschinen, verkabelt mit Infusionen.
Von dort kommt Riki von Falkens Stück „White Linen“. In ihrem sechsten Soloabend beschreibt die Berliner Tänzerin einen langen Weg. Dabei erzählt sie ohne Pathos und dramatische Gesten, sondern mit einer sanften Energie, die immer wieder ins Stocken gerät.
Weggleiten, hinabsinken, der Schwere und der Verführung der Tiefe nachgeben, sich nach Ruhe sehnen: Es ist das Fehlen der Dunkelheit und der Nacht, was diesen Ort der permanenten Beobachtung so schwer zu ertragen macht. Hände, die sich nicht verstehen und verpassen; Ellbogen, die Kopf und Brust abschotten; Fingerspitzen, die den wahrzunehmenden Raum wie die Innenwand eines Kokons nachzeichnen; Schritte, deren Wendekreis immer kleiner wird.
Dass man dem zwar atemlos, aber nicht mit großer Beklemmung folgt, liegt an der transparenten Konstruktion des Stücks: Seine Entstehung selbst bezeugt, wie die Wahrnehmung des Raums zurückkehrte und die Einsamkeit wieder verlassen werden konnte. Riki von Falken betritt die Bühne aus dem Zuschauerraum heraus; einen anderen Weg gibt es auch nicht heraus.
kbm
Heute u. morgen, 21 Uhr, Theater am Halleschen Ufer, Hallesches Ufer 32
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