: Eine Grüne Halle, bitte!
Für einen umwelt- und sozialverträglichen Tourismus engagierten sich unterschiedliche Initiativen gemeinsamauf der Tourismusbörse. Ihr Ziel: Bei den internationalen Verträgen und in den Kommissionen mitzumischen
von CHRISTEL BURGHOFF
Mit 16 Gruppen aus dem umwelt- und sozialpolitischen Spektrum hatte die „ITB Initiative: Tourismus – Umwelt und Entwicklung“ in diesem Jahr ihren zweiten Auftritt auf der Internationalen Tourismusbörse in Berlin.
So informierte beispielsweise der Verkehrsclub Deutschland (VCD) über die europaweite Mobilität per Bahn und Bus, und die Naturfreunde Internationale führte ihre Internetdatenbank www.eco-tour.org vor, die zum Internetportal für Ökologischen Tourismus aufgebaut wurde. Und wie im letzten Jahr nutzten die Gruppen die internationale Atmosphäre der ITB, um ihr Engagement für einen „nachhaltigen“ Tourismus auf die politische Ebene der UN-Konferenzen zu heben: Ein Workshop von deutschen Umwelt- und Entwicklungsorganisationen und Nichtregierungsorganisationen (NGOs) des Südens im Vorfeld der ITB präsentierte eine gemeinsame Erklärung. Diese soll der fünften Vertragsstaatenkonferenz zum „Übereinkommen über die Biologische Vielfalt“ (COP5) im Mai 2000 in Nairobi vorgelegt werden.
„Ein Hoffnungsschimmer“, meint Bernd Räth vom Ökologischen Tourismus in Europa (ÖTE), „um auf den internationalen Staatenkonferenzen einen Fuß in der Tür zu haben.“ Man will auf jeden Fall verhindern, dass, so Räth, „Fragen von tourischen Entwicklungen und Nachhaltigkeit nur zwischen Politikvertretern und der Tourismusindustrie ausgehandelt werden“.
Bereits das Engagement auf der letzten ITB wurde als Erfolg verbucht: Das Positionspapier der Initiative zu „Tourismus und nachhaltige Entwicklung“ landete als Tischvorlage auf der siebten Konferenz der „Kommission für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen“ (CSD7) und zeigte Wirkung. Vertreter der Tourismusindustrie wurden zu künftiger Zusammenarbeit mit lokalen Bevölkerungsgruppen aufgefordert, die Kommission plant eine Erfolgskontrolle dieser Zusammenarbeit.
Insgesamt 13 Veranstaltungen standen auf dem Plan der ITB-Initiative. Interesse weckten vor allem die Ausstellung des Projekts Kinderarbeit (Schweizer Arbeitskreis für Tourismus und Entwicklung) und die Initiativen der weltweiten Kampagene gegen Ausbeutung von Kindern (ECPAT). Dass am Gemeinschaftsstand in diesem Jahr die kleinen Anbieter von umwelt- und sozialverträglichen Reisen fehlten, fand die Organisatorin der Initiative, Christine Garbe vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, bedauerlich: „Wir hatten keinen Platz.“ Die Messeleitung hatte zwar die Standfläche mietfrei abgegeben, aber für eine ausreichend große Standfläche reichte die Liebe der Messe zur Umweltszene dann doch nicht. Pläne für die nächste ITB? „Mein Traum ist, dass wir auf der ITB im Jahr 2002, im Jahr des Ökotourismus, eine Grüne Halle haben“, so Christine Garbe.
Auch die TUI, Deutschlands größter Reiseveranstalter präsentierte sich wieder in Sachen Umwelt. Das gut besuchte Forum enttäuschte: Man sprach über den Mond und promotete die Expo 2000 in Hannover.
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