: „Man sollte nicht barfuß spielen“
■ Der ehemalige HSV- und jetzige SC-Freiburg-Keeper Richard Golz im geteilten Interview – vor und nach der 0:2-Niederlage
taz: Guten Abend, Herr Golz. Ich komme gerade vom Tabakladen. Die Quote auf einen Sieg für Euch steht morgen bei 2,5. Seid Ihr so schlecht?
Richard Golz: Naja, der HSV hat schon eine gute Mannschaft. Aber wir haben gute Chancen zu gewinnen
Hoffentlich. Denn sonst zerreißt Euch Euer Publikum. Ihr Mitspieler Ralf Kohl meinte nach dem Bielefeld-Spiel: „Das Publikum ist anders geworden. Gewöhnlicher.“
Die Pfiffe gegen Bielefeld haben uns überrrascht. Wobei man sagen muss, dass die Proteste nie aus der Fankurve kamen. Es ist ja bei jedem Verein so, dass das kritischste Publikum auf der Haupttribüne sitzt. Das hat ja einen Grund.
Was machen Sie eigentlich morgen mit dem Spieler, der einen Elfer gegen Euch verursacht?
Morgen wird vielleicht eher der Schiedsrichter erzieherisch abgestraft werden müssen. Der ist ja bei unseren Spielen gegen den HSV oft der wichtigste Mann auf dem Platz. Bekanntlich rutscht ja hin und wieder jemand vom HSV im Strafraum aus. Man sollte halt nicht barfuß spielen.
Man durfte kürzlich lesen, dass Sie irgendwann wieder nach Hamburg zurück wollen. Wissen Sie die Vorzüge von gutem Wetter nicht zu schätzen?
Da ist wohl irgendwas falsch rübergekommen. Ich fühle mich in Freiburg sehr wohl, wenngleich Training bei 35 Grad für mich kein Vergnügen ist. Aber es ist natürlich fantastisch, wenn man im Sommer bis zwölf draußen sitzen kann. Das geht ja in Hamburg nicht so.
Dann dürfen wir Sie also bald im Tor des FC St. Pauli begrüßen?
Gibt–s den denn dann noch?
Kommt drauf an, bis in welche Liga Sie runtergehen wollen. Schließlich haben Sie ja ein Totenkopf-Tattoo auf dem Oberarm.
(Lacht) Da habe ich mir mittlerweile ein Pflaster drübergeklebt. Nee, wenn ich wieder in Hamburg bin, spiele ich nicht mehr. Ich kann mir gut vorstellen, die Karriere hier ausklingen zu lassen. Der SC kann hier in Ruhe arbeiten, die nächste Bild-Redaktion ist in Stuttgart.
Guten Tag, Herr Golz. Nach dem 0:2 gegen den HSV habe ich ges-tern meinen Tippschein zerrissen.
Tut mir leid für Sie. Aber beschweren Sie sich bei Cardoso. Der hat zwar nicht viele Ballkontakte gehabt, aber zwei davon waren entscheidend. Beim 0:2 habe ich den Ball erst gesehen, als er schon fast drin war.
Nächste Woche gehts ja nach Leverkusen.
Naja, das 9:1 war schon recht spektakulär. Die werden natürlich marschieren, um ihre fünf Tore Rückstand auf Bayern noch aufzuholen. Aber deswegen machen wir uns auch nicht mehr Sorgen.
Interview: Christoph Ruf
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