Iridium am Boden zerstört

Die ehrgeizige Telefongesellschaft muss ihre Satelliten wieder runterholen. Nur 55.000 Kunden leisteten sich den teuren Spaß, total mobil zu telefonieren: Nun ist Iridium pleite

NEW YORK dpa/taz ■ Die amerikanische Satelliten-Telefongesellschaft Iridium ist Bankrott. Alle Versuche, noch einen rettenden Investor zu finden, sind gescheitert. Das Konkursgericht in New York genehmigte am Wochenende die Einstellung des Telefonbetriebs. Nun sollen die restlichen Vermögenswerte verschachert werden, um die Gläubiger wenigstens zum Teil zu befriedigen. Die 74 Satelliten der Firma sind damit der teuerste Elektroschrott der Welt. Sie sollen nun heruntergesteuert werden, um über den Ozeanen in der Erdatmosphäre zu verglühen.

Das Satellitensystem, das auch über zahlreiche Erdstationen verfügt, hatte mehr als fünf Milliarden Dollar (zehn Milliarden Mark) gekostet. Der US-Elektronikkonzern Motorola, größter Einzelinvestor und Betreiber des Iridium-Systems, will das Satellitennetz noch „für eine begrenzte Zeit“ weiterführen bis der Plan zur Abschaltung der Satelliten in der Erdumlaufbahn fertig gestellt ist.

Iridium war es nicht gelungen, genügend Kunden für ihr System zu gewinnen, mit dem man selbst vom Himalaya in die Sahara telefonieren konnte. Auf mehrere Millionen Benutzer hatte die Firma gehofft, doch bloß 55.000 Kunden wollten mit den klobigen anfangs 3.000 Dollar teuren Geräten wirklich überall erreichbar sein und sieben Dollar pro Minute Plausch bezahlen. Die Konkurrenz der viel günstigeren normalen erdgebundenen Mobilfunksysteme war einfach zu groß für Iridium.

Die Motorola-Aktien gaben um 2,25 Dollar auf 149,50 Dollar nach. Satellitenfachleute glauben, dass es 50 Millionen Dollar kosten könnte, um das Programm zur Zerstörung der Satelliten auszuarbeiten. Einige der Satelliten könnten bis zu zwei Jahre benötigen, um wieder in die Erdatmosphäre zu kommen.

Die ersten Satellitentelefonate mit dem Iridium-System waren im November 1998 geführt worden. Iridium hatte jedoch wegen großer geschäftlicher Probleme und Milliardenschulden bereits im August 1999 Schutz vor seinen Gläubigern beim Konkursrichter gesucht. URB