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unterm strich

Im Tod sind alle gleich, aber manche gleichen sich halt ein bisschen mehr. In einem neuen „Lexikon der Selbstmörder“ (Lexikon Imprint Verlag) ist jetzt alles versammelt, was Rang und Namen hat und freiwillig aus dem Leben schied. Hört sich morbide an, ist auch so. Da finden sich Kurt Cobain, Milli-Vanilli-Sternchen Robert Pilatus, Paul Celan, Marilyn Monroe, Rex Gildo und Raimund („Der Seewolf“) Harmstorf in trauter Nachbarschaft mit rund 300 weiteren prominenten Selbstmördern.

Ob sich allerdings die ewige Freitod-Diskussion um die in Stammheim inhaftierten RAF-Terroristen so einfach auf einen enzyklopädischen Punkt bringen lässt, ist genauso fraglich, wie im Zusammenhang mit Petra Kelly ratz, fatz von suizidärem Willen zu sprechen. Und wer weiß schon so genau, ob sich Adolf Hitler nun umgebracht hat oder am 20. April vielleicht doch irgendwo in Südamerika die 111 Kerzen auf seiner Geburtstagstorte ausbläst?

Das Lexikon der Freitode wartet übrigens auch mit einem „Kleinen ABC des Selbstmordes“ auf. Was allerdings keine Gebrauchsanweisung sein soll, sondern eine Ansammlung von Therapievorschlägen, Statistiken und „philosophischen Positionen.“ Auch die obligatorischen Best-of-Listen der glamourösesten Freitode werden neben kulturgeschichtlichen Abhandlungen über Massenselbstmorde geboten. „Es ist nicht unsere Absicht, den Suizid zu glorifizieren – ihn zu verurteilen jedoch noch weniger“, meinen die Autoren Gerald Grote, Michael Völkel und Karsten Weyershausen hübsch scheinheilig. Der Verlag verspricht „Hintergründe und bewegende Schicksale“. Wir empfehlen ganz klassisch den Strick bzw. für alle, die’s ausgefallener mögen, frei nach Empedokles den Sprung in den Ätna.

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