: Aus elf mach dreizehn
Zivildienst wird zwei Monate kürzer. Um die Lücke zu füllen, können Zivis zwei Monate Praktikum machen
BERLIN taz ■ Wie versprochen, hat Rot-Grün die Dienstzeit der Zivildienstleistenden von 13 auf 11 Monate verkürzt. Bis zum Juli scheiden rund 50.000 Zivis vorzeitig aus. Dadurch werden im Sommer in vielen Einrichtungen Zivis fehlen. Um die Lücke zu füllen, hat sich das zuständige Familienministerium jetzt eine „Übergangsregelung“ ausgedacht.
Zivis, die im Herbst ihren Dienst antreten, können vorher ein Praktikum bei derselben Einrichtung machen. Zwei Monate lang – genau die Zeit, die von der offiziellen Dienstzeit abgezogen wurde. „Ein starkes Stück“, meint Ina Lenke, Bundestagsabgeordnete der FDP. Die Regierung wolle „durch die Hintertür und auf Kosten der jungen Männer den Zivildienst wieder verlängern“.
Die Zentralstelle für Recht und Schutz der Kriegsdienstverweigerer (KDV) spricht von einer „raffinierten Gesetzesumgehung“ durch das Ministerium. Denn eigentlich ist es Zivis nicht erlaubt, dort ihren Dienst abzuleisten, wo sie vorher schon gearbeitet haben. „Deshalb war eine rechtliche Klärung notwendig“, sagt Staatssekretärin Edith Niehuis. Das Verbot der vorherigen Tätigkeit beziehe sich auf den Zeitraum vor der Einberufung. Wer die Einberufung schon habe, dürfe ein Praktikum machen.
Die KDV befürchtet nun, dass die künftigen Zivis genötigt werden könnten, ein Praktikum zu machen. Weil nicht genügend Geld da sei, um die Zivis schon im Sommer als Zivis einzustellen, könnte es sein, dass sie ihren gewünschten Platz nur bekommen, wenn sie vorher preiswert als Praktikanten arbeiten.
Diesen möglichen Missbrauch konnte auch der Sprecher der Wohlfahrtsverbände, Dieter Eckert, nicht ausschließen. Energisch bestritt er aber die Aussage des Ministeriums, die Praktikumsregelung sei auf Wunsch der Verbände zustande gekommen. „Das kann ich widerlegen.“ Die Praktikumslösung sei in einer Besprechung mit dem Familienministerium überraschend auf den Tisch gekommen „und wurde von uns als nicht unproblematisch eingestuft“. Viele Zivildienststellen wissen noch nichts von den neuen Möglichkeiten – so wie die Beauftragte des Berliner Virchow-Krankenhauses: „Wir wurden noch nicht informiert.“ LUKAS WALLRAFF
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