beiseite
: Hefner in der Columbiahalle

LO-FI-WARS

Mit Vorgruppen ist es so eine Sache: Meistens passen sie überhaupt nicht zu den Headlinern, fast immer werden sie verheizt, und nicht selten sind sie dann noch richtig schlecht. Beim Konzert der Violent Femmes heute Abend in der Columbiahalle dürfte die Sache allerdings ein bisschen anders aussehen, nämlich besser.

Gordon Gano und seine beiden Mitstreiter sind nicht nur ziemlich kollegial, sie scheinen bei der Auswahl ihrer Vorgruppe ein Wörtchen mitgeredet zu haben: Die aus Glasgow stammenden Hefner passen ganz gut zu ihnen. Was Musik, Inhalte und wahrscheinlich auch Charakter der Bandmitglieder anbetrifft, gibt es bei Hefner nicht wenig Bezüge zu den Violent Femmes.

Hefner gehören zur neuen schottischen Indieszene, die seit zwei, drei Jahren Oasis, Blur und vor allen den Bands aus der zweiten Londoner Liga zeigt, wie sehr man England noch zum Träumen und Albträumen bringen kann. Schon die ersten Singles von Hefner hatten es in sich, zeigten, was für Nerds da am Werk waren: Eine eigenwillige Ode auf Lee Remick (ein Gruß zwischen den Zeilen an die Go-Betweens, eine „Karen“ besingen Hefner übrigens auch), eine Hommage an den an den Rollstuhl gefesselten Singer/Songwriter Vic Chestnut („Goth’ Letter to Vic Chestnut“) und ganz viele Hymnen auf Kaffee, Alkohol, den Postservice, Thomas Courtney Warner und sogar auf Berlin. Diese Songs ließen so manchen etwas trüb, aber glücklich aus der Wäsche schauen: Zu verstehen war das nicht immer, aber es klang gut. Diese ersten Kleinode ließen das dynamische Too-Pure-Label auf Hefner aufmerksam werden, und dort erschienen dann kurz nacheinander ihre ersten beiden Alben „Breaking God’s Heart“ und „Fidelity Wars“. Auf diesen kommt insbesondere Hefner-Mastermind Darren Hayman in Tonlage und Gestus ganz nahe an Gordon Gano heran. Doch wie das oft so ist: Auch Pavements Steven Malkmus steht Pate oder der göttliche und exzentrische Tommy Scott von Space oder gar Robyn Hitchcock und manchmal auch die britischen Neo-Folker Gomez.

Eine Menge drin also, am Ende aber sind Hefner vor allem Hefner und ziemlich einzigartig: Komisch, wunderlich, ein bisschen traurig, ein bisschen gemein. Eine Band, die sich auskennt im weiten Feld von teenage angst und Altersweisheit.gb

Hefner und Violent Femmes, heute Abend ab 20 Uhr, Columbiahalle, Columbiadamm 13 – 21, Tempelhof