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Wasserwerke in Zwickmühle

■ Versorger zwischen Privatisierung und Umweltauflagen: Tagung der deutschen Wasserverbände in Hamburger CCH

Die deutschen Wasserversorger sehen sich in der Zwickmühle zwischen hohen Umweltauflagen und dem Druck, besonders rentabel arbeiten zu müssen, um im Zuge der anstehenden Deregulierung nicht von der internationalen Konkurrenz geschluckt zu werden. Es sei unlogisch, wenn die Bundesregierung der Wasserwirtschaft vorwerfe, sie sei nicht international wettbewerbsfähig und gleichzeitig unnötig hohe nationale Umweltstandards fordere, sagte Peter Scherer von der International Water Association (IWA) gestern im CCH. Wasserwerker aus ganz Deutschland konferieren seit gestern in Hamburg über die aktuelle Lage ihrer Branche.

Die ersten kommunalen Wasserversorger, etwa die Berliner Wasserbetriebe, sind bereits zum Teil privatisiert. Der Wassermarkt steht wie die Märkte für Strom und Gas vor der Liberalisierung, die selbst große Versorger wie die Hamburger Wasserwerke (HWW) dem Wettbewerb mit Konzernen aus Großbritannien und Frankreich aussetzt. Vor diesem Hintergrund kämpfen die Verbände der Wasserwirtschaft gegen den Entwurf einer neuen deutschen Trinkwasser-Richtlinie, die eine Rahmenrichtlinie der EU in Deutschland verschärft. „Diese nationalen Alleingänge führen automatisch zu weiteren Wettbewerbsverzerrungen für die deutsche Wasserversorgungswirtschaft“, warnte HWW-Geschäftsführer Hanno Hames.

Das Wasser hierzulande sei bereits von beispielhafter Qualität, betonte Hames' Berliner Kollege Ortwin Scholz. „Eins können Sie in Deutschland in jedem Hotel tun“, sagte Scholz: „Sie können den Wasserhahn aufdrehen und trinken.“ In Großbritannien oder den USA sei das nicht selbstverständlich. Den deutschen Standard weiter verbessern zu wollen, bringe dagegen „in der Spitze immer weniger“, wäre aber mit immensen Investitionen verbunden.

Überzogene Grenzwerte für Eisen könnten etwa dazu führen, dass Hamburg seine mehr als 75 Jahre alten, aber intakten, Leitungen austauschen müsse, warnte Hames. Die oft kritisierten Trinkwasserpreise würden dadurch weiter in die Höhe getrieben. Hames betonte jedoch, die heutigen Preise seien dem hohen Versorgungsstandard in Hamburg zuzuschreiben und der Tatsache, dass die Leute so sparsam mit dem Trinkwasser umgehen: Wenn die selben Anlagen weniger Wasser liefern, treibt das die Kos-ten pro Kubikmeter hoch. Jede HamburgerIn verbraucht 122 Liter am Tag – die Amis verbrauchen 300 Liter. Gernot Knödler

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