plus minus null

Mittenmang und doch im Kino

„plus minus null“ ist ein Film, der so direkt die Nähe der Figuren sucht, ihre Blicke, Gesten, Reaktionen, dass die Bilder zweitrangig werden. Dafür haben sie den Reiz des Unmittelbaren. Fast glaubt man, dass sie gerade in diesem Moment vor unseren Augen entstehen. In nur elf Tagen mit einem Budget von gerade 60.000 Mark hat der Ire Eoin Moore sein Regiedebüt gedreht, das das Kunststück fertig bringt, sich mittenmang im Leben zu fühlen und dennoch im Kino. Es geht um Alex („Wie der Platz und Moll wie die Straße“), den schlaksigen Kerl, der sich mit Gelegenheitsarbeiten und seiner großen Klappe über Wasser hält. Um die Prostituierte Ruth, die sich ihr Leben in einer Wohnung mit unendlich vielen Kissen einge-

richtet hat. Und um Tamara aus Bosnien, die in einem Friseurladen arbeitet und anschließend auf den Strich geht, weil sie sich eine neue Existenz in ihrer Heimat aufbauen will. Für einen schönen, aber viel zu kurzen Moment werden sich die Lebenswege der drei kreuzen, danach geht jeder wieder allein weiter – „plus minus null“, wie schon der Titel sagt. Die melancholische Grundstimmung bekommt durch die Rauheit der Bilder, die sprunghafte Montage einen großstädtischen Look. Ein atemloses, grobkörniges Berlingedicht, in dem das Herz der Stadt woanders schlägt. In den Bauarbeiterbaracken rund um den Potsdamer Platz, am Autostrich auf der Bülowstraße und in der „Dillgurke“. AL

FOTOS: PIFFL MEDIEN