: Konversation ganz ohne Bestialität
■ Halbgares Tanztheater: „Rosas/tg Stan“ mit Heiner Müllers „Quartett“ auf Kampnagel
Harter Techno schürt die Erwartung eines exzessiven Tanzabends. Doch erst als die Musik verstummt, beginnt Cynthia Loemij zu tanzen, eine Art verstümmeltes, verrenktes, zerhacktes Ballettrepertoire, permanenten Tempiwechseln unterworfen. Dazu spricht sie: den Part der Merteuil aus Heiner Müllers Quartett, inspiriert von Choderlos de Laclos' Rokoko-BriefromanLes Liaisons dangereuses. Frank Vercruyssen ist ihr Widerpart Valmont. Und er tanzt nicht.
Heiner Müllers schmaler Text ist ein poetisch verdichtetes Traktat über die Macht der Perversion, über den dunkelsten, kältesten Teil der Lust, übersetzt in ein tödliches dialogisches Duell, einen Krieg der Geschlechter (wobei die Geschlechter austauschbar sind); der Autor selbst deutet das Stück als einen „Reflex auf das Problem des Terrorismus“.
Die Compagnie Rosas und das Schauspielerkollektiv tg Stan wollten den sprachlichen Konfliktstoff nutzen für ein Aufeinandertreffen von Tanz und Schauspiel – allein von der „Bestialität der Konversation“ ist auf Kampnagel so gut wie nichts zu spüren. Und mal ehrlich: Heiner Müller in stark akzentuiertem Englisch kann auch nicht wirklich funktionieren. Ralf Poerschke
noch Sonnabend, 20 Uhr, k2
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