piwik no script img

die anderen

Die Einleitung eines Strafverfahrens gegen einen russischen Offizier wegen Vergewaltigung und Mord in Tschetschenien kommentiert die britische Zeitung The Times: Wenn dieses öffentliche Vorgehen der erste Schritt einer ernsthaften Aufarbeitung des eigenen Betragens in Tschetschenien ist, dann ist das zu loben. Die Erfahrung in diesem und früheren Kriegen jedoch zeigt, dass derartige Bekundungen guter Absichten selten länger dauern als das Aufleuchten der Aufmerksamkeit aus dem Ausland, das sie auslöst. Putins Festhalten an Igor Sergejew als Verteidigungsminister ist eines von vielen Anzeichen dafür, dass Moskau keinen grundlegenden Wandel in der Tschetschenien-Politik beabsichtigt. Der Westen sollte auf langfristigere Achtung des Rechts dringen, bevor er Moskau aus der Verpflichtung gegenüber den Menschenrechten entlässt.

Die französische Wirtschaftszeitung Les Echos schreibt anlässlich des Treffens des Deutsch-Französischen Wirtschaftsrates: Die Dauerschwäche des Euro hat praktisch alle europäischen Wirtschaftler überrumpelt, denn genau das Gegenteil haben sie vorausgesagt. An Erklärungen mangelt es nicht, die häufigste ist das außergewöhnliche positive Konjunkturklima in den USA. Wenn der Euro wirklich endlich den Beweis antreten soll, dass es sinnvoll war, ihn einzuführen, und wenn er wirklich stabil werden soll, dann müssen sich die europäischen Finanzpolitiker allmählich etwas einfallen lassen. Und zwar schneller, als es die Regierungschefs Lionel Jospin und Gerhard Schröder ursprünglich vorhatten.

Zur geplanten Abschiebung des sechsjährigen Elian von den US-Behörden nach Kuba meint die Wiener Zeitung Die Presse: Wenn der sechsjährige Elian von den US-Behörden in seine Heimat Kuba zurückgeschickt wird – und danach sieht es jetzt aus –, ist dort der Teufel los. Staatschef Fidel Castro wird die Gelegenheit zu nützen wissen und den Sieg in der Propagandaschlacht über den Erzfeind im Norden feiern. Die organisierten Massenkundgebungen samt Schmährufen gegen den „Yankee-Imperialismus“ werden einige Zeit lang weltweit die Nachrichtensendungen im Fernsehen bereichern. Ein Mann wird dann jedoch in Washington vor seinem TV-Gerät sitzen und sich die Haare raufen: Clintons Vizepräsident Al Gore, der ja neuer US-Präsident werden möchte. Die mehr als eine Million Exilkubaner in Florida könnten ihm einen Strich durch die Rechnung machen. Sie werden wohl aus Rache für Elians Abschiebung die Republikaner wählen. Das könnte Gore den Sieg kosten, denn der südliche US-Bundesstaat verfügt über besonders viele Wahlmänner.

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen