: Gründe ohne Pfründe
Berlin puzzelt am Image als Silicon Capital. Zwei Internet-Firmen räumen die Preise bei StartUp-Preis 2000 ab
Space2go.com und Virtualley heißen die beiden Berliner Gewinner des StartUp-Gründungswettbewerbs 2000. Aus 153 Gründungskonzepten hat die Jury der Sparkasse, des Stern und der Unternehmensberatung McKinsey diese zwei Neugründungen ausgewählt, die das Internet als Markt für ihre Ideen nutzen.
Space2go.com benutzt das Netz wie Synchronschwimmer sonst das Wasser. Genauer: Persönliche Daten aus dem Handy, Organizer oder Computer werden via Internet abgeglichen. Virtualley hat Kurzzeit-Webseiten erfunden. Jeder kann sich in 10 Minuten eine Website zusammenbasteln und diese für einen gewünschten Zeitraum öffentlich machen. Der Clou: die Webadresse enthält bereits die Message der Seite. So kann eine Liebeserklärung zukünftig beispielsweise unter „Ich liebe dich Edzard“ gespeichert und weltweit angeklickt werden.
StartUp ist ein Türöffner. „Wer hier durchkommt, hat eine harte Prüfung über sich ergehen lassen“, so Wirtschaftssenator Wolfgang Branoner gestern bei der Preisverleihung. Die Gewinner verdienten „ungeteilte Aufmerksamkeit“ von Politik und Finanziers. Wo Jungunternehmer zuvor auf „taube Ohren stießen, werden vielerorts plötzlich von oben die roten Teppiche ausgerollt“, erinnert sich Tilman Weiss, Gründer der TWlux AG, die 1998 den StartUp-Preis gewannen.
Zwar stehen Existenzgründern allerorts viele Beratungsmöglichkeiten bei Banken und Institutionen offen, entscheidend ist aber die Hilfe bei der Finanzierung. Da sei man immer noch „mit einer wirklich neuen Idee angeschmiert“, so Hauke Fischbeck von Virtualley. Finanzielles Risiko zu teilen findet auch in Berlin wenig Freunde. Zwar ebbt die Gründungswelle nach dem Boom Anfang der 90er-Jahre insgesamt ab. Doch Berlin will sich auch mit der Prämierung von zwei Internetfirmen als Silicon Capital etablieren. ANTJE HEINRICH
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