piwik no script img

Soundcheck

Sonntag: Christian Kracht/Elke Naters/Sven Lager. Popla, ein neues Buch von Kracht, dem Jungen von der Zwieback-Packung. Während die in seinem ersten Roman Faserland und später in Tristesse Royal streng kalkulierte Koketterie mit der eigenen Hybris noch die heftigsten Gegenreaktionen hervorrief, beginnt Kracht, der eigentlich nur dann gut ist, wenn er sich selbst langweilt, nun die anderen zu langweilen. In Der gelbe Bleistift beschreibt er, wie er Kaviar mit „suppenlöffel-grosßen Plastiklöffeln“ speist, und vermutlich wird er diese Idee auch mit 40 noch pfiffig finden – was nun ja auch nicht mehr allzu lange hin ist.

Im Gegensatz zu seinem Freund Benjamin von Stuttgart-Barre, meint Kracht wenigstens alles ernst. Auch wenn es uns für den weiteren Verlauf der Weltgeschichte recht unerheblich zu sein scheint, glauben wir ihm gerne, dass er früher auf Ecstasy seinen Porsche mit Champag-ner wusch, und stellen uns gleichzeitig fröhlich Benjamin von Stuttgart-Barre im VW Golf vor – auf dem Weg durch die Waschanlage in die weite Welt. Ins Rennen schickt die „Szene-Abteilung“ von Kiepenheuer & Witsch am Sonntag außerdem die beiden Berliner Autoren Sven Lager und Elke Naters, die wie alle anderen auch über genau die Attribute verfügen, für und gegen die man nichts (tun) kann: jung (geht so) und deutsch. Die Romane der beiden spielen in Berlin, und da geht bekanntlich einiges – das weiss man auch bei KiWi. Laut des grauenvollen Pressetexts zu Lagers Neue-Mitte-Roman Phosphor erzählt der in einem „Tempo, das der neuen Hauptstadt zu eigen ist“. Na denn. Hoffen kann man wohl nur auf Elke Naters, die sich bislang wenigstens mit ähnlichem Unfug zurückgehalten hat. Meike Fries

Mojo Club, 20 Uhr

Sonntag: Tune 01 feat. Andy Lewis & Zed Bias. Wer glaubt, elektronische Musik sei langweilig geworden, sollte es mal mit „2Step“ oder „UK Garage“ versuchen. Das geht wie Jungle mit Housebeats und R&B-Vocals – aber in Prada statt Sneakers. Zwei britische Produzenten geben Nachhilfeunterricht an den Turntables. tob

Funky Pussy Club, 20 Uhr

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen