unterm strich :
Die französische Satirezeitschrift Le canard enchaînée hatte den besten Kommentar parat. Auf einer Karikatur zeigte sie acht Autoren unter Spruchbändern mit der Aufschrift „Wir finden es besser, wenn unsere Bücher gekauft und nicht gelesen werden als gelesen und nicht gekauft“.
Der Hintergrund: 288 französische Autoren haben sich an die Öffentlichkeit gewandt mit der Forderung, sie wollten von Stadtbüchereien an der Ausleihe ihrer Bücher mit einer Gebühr von 5 Franc (rund 1,50 Mark) beteiligt werden – andernfalls sollen ihre Werke aus den Regalen genommen werden. Die Schreiber, unter ihnen die Nobelpreisträger Claude Simon und Elie Wiesel, berufen sich auf eine EU-Direktive von 1992, nach der der Verfasser eines Buches festlegen kann, wem es geliehen werden darf. Sie zitieren Statistiken, die belegen sollen, dass die freie Ausleihe den Schriftstellern schadet: Während sich die Zahl der Ausleihen in Frankreich seit 1980 verdreifacht hat (154 Millionen im Jahr 1998), stagniert der Bücherabsatz bei 300 Millionen Exemplaren jährlich. Jetzt muss sich die neue Kulturministerin Catherine Tasca der Sache annehmenen.
Erst Ringer, dann Filmstar, zuletzt Bäcker: Mohammad-Ali Fardins Lebensweg war von ähnlich starken Brüchen geprägt wie die jüngste Geschichte seines Landes. Für den Iran holte er bei der Olympiade 1952 im Freistilringen eine Silbermedaille, in den 60ern startete er eine zweite Karriere als Schauspieler. Als solcher war er zu Schah-Zeiten höchst populär, seine berühmteste Rolle spielte er in dem Streifen „König der Herzen“. Nach der Revolution allerdings wurden seine Filme, in denen Nachtclubs und Alkohol, leicht bekleidete Frauen und romantische Szenen keine seltener Anblick waren, von den islamischen Moralwächtern indiziert. Fardin drehte nur noch einen Film, dann verschwand er von der Leinwand. Seine Videos zirkulierten aber noch in privaten Kreisen.
Vorige Woche starb Fardin im Alter von 70 Jahren. Die staatlichen Medien meldeten seinen Tod nur am Rande, doch die Reformzeitungen brachten die Nachricht auf ihren Titelseiten. Über 20.000 Trauergäste begleiteten seine Beerdigung in Teheran, die der Ringerverband organisiert hatte, und Fans legten Blumen vor die Bäckerei, die Fardin zuletzt betrieb. FOTO: BBC
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